Finanzen

Konsumenten sorgen für stabiles Wachstum in China

Lesezeit: 2 min
15.07.2015 15:45
Die chinesische Wirtschaft befindet sich Dank der steigenden Kauflaune der Chinesen nach wie vor auf Wachstumskurs. Der im Juni begonnene Börsencrash könnte aber in der zweiten Jahreshälfte sichtbare Bremsspuren hinterlassen, warnen Experten.
Konsumenten sorgen für stabiles Wachstum in China

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die chinesische Wirtschaft wächst ungeachtet schwerer Börsenturbulenzen in stabilem Tempo. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni um 7,0 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu - genauso stark wie im ersten Quartal und etwas schneller als von Ökonomen erwartet. Das sei vor allem der steigenden Kauflaune der Konsumenten zu verdanken, erklärte das Statistikamt am Mittwoch in Peking. Der im Juni begonnene Börsencrash könnte aber in der zweiten Jahreshälfte sichtbare Bremsspuren hinterlassen, warnten Experten.

„Wir müssen feststellen, dass sowohl die inneren als auch die äußeren Konjunkturbedingungen kompliziert bleiben“, sagte ein Sprecher des Statistikamtes. Der Absturz an den Börsen vernichtete zeitweise fast vier Billionen Dollar Marktwert und trifft viele Verbraucher. Denn diese haben sich angesichts der lange währenden Goldgräberstimmung am Aktienmarkt mit stetig steigenden Kursen mehr leisten können. Der private Konsum steuerte deshalb im ersten Halbjahr 60 Prozent zum Wachstum bei, nachdem es 2014 noch 51,2 Prozent waren. „Mit der anhaltenden Katerstimmung am Aktienmarkt ist mit einem Dämpfer im dritten Quartal zu rechnen“, sagte NordLB-Analyst Frederik Kunze. Viele Kleinanleger haben durch den Absturz der Kurse viel Geld verloren.

Auch die deutschen Exporteure verfolgen die Situation mit Sorge. „Das ist beunruhigend“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner. „Die Hoffnung ist, dass die chinesische Regierung das in den Griff bekommt.“ Der weltgrößte Automarkt China wächst nach einer Prognose des dortigen Branchenverbandes in diesem Jahr auch wegen der Börsenturbulenzen nicht einmal halb so stark wie bislang angenommen. Audi musste in seinem weltweit größten Einzelmarkt bereits im Juni ein Absatzminus von fast sechs Prozent hinnehmen.

China macht die schwache Weltkonjunktur zu schaffen. Das globale Wachstum sei „uneben und langsam“, sagte der Sprecher des Statistikamtes. Der Exportweltmeister hängt stark von der Nachfrage aus dem Ausland ab. Diese ist aber derzeit vor allem in großen Schwellenländern wie Brasilien und Russland nicht besonders ausgeprägt. Und auch Europa schwächelt. Die Regierung in Peking strebt für das Gesamtjahr 2015 ein Wirtschaftswachstum von sieben Prozent an - es wäre das niedrigste seit einem Vierteljahrhundert. Um die Konjunktur anzuschieben, senkte die Zentralbank zuletzt mehrfach ihren Leitzins.

An den Börsen in Shanghai und Shenzhen fielen die Leitindizes zur Wochenmitte um jeweils mehr als drei Prozent. Investoren interessierten sich derzeit eher für Maßnahmen der Politik zur Stabilisierung der Finanzmärkte, sagte Analyst Zhang Qi vom Vermögensverwalter Haitong Securities. „Die Verbindungen zwischen Konjunkturdaten und dem Markt haben sich etwas gelockert.“ Zudem zweifeln einige Experten an der offiziellen Statistik. „Die Wachstumsrate dürfte mit einiger Sicherheit um ein oder zwei Zehntel niedriger sein als offiziell ausgewiesen“, sagte Ökonom Julian Evans-Pritchard vom Analysehaus Capital Economics in Singapur.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik EU-Austritt für Deutschland? Der Wissenschaftliche Dienst gibt Aufschluss!
20.04.2024

Seit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) gibt es auch in Deutschland Diskussionen um einen möglichen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...