Finanzen

Konkurrent mit Fernbussen: Deutsche Bahn belässt Ticket-Preise gleich

Lesezeit: 1 min
17.09.2015 18:17
Die Bundesregierung setzt Konzernchef Grube unter Druck. Sie übt starke Kritik an der Effizienz des Unternehmens. Trotz schwindender Kunden und steigender Kosten werden die Ticketpreise daher nicht erhöht.
Konkurrent mit Fernbussen: Deutsche Bahn belässt Ticket-Preise gleich

Die Deutsche Bahn muss sich fügen. Die Zahl der Kunden nimmt konstant ab. Die Konkurrenz durch die Fernbusse wird immer größer. Verfehlte Umsatz- und Gewinnprognosen, der rekordlange Tarifkonflikt mit den Lokführern und Verluste im Güterverkehr haben dem Transportkonzern massiv zugesetzt. Nun macht auch die Politik Druck. Im Aufsichtsrat des Unternehmens sind die Pünktlichkeitswerte stark kritisiert worden. Damit, so die Bundesregierung, seien Preiserhöhungen schlichtweg nicht angebracht.

Konzernchef Rüdiger Grube zieht unfreiwillig Konsequenzen: Ausnahmsweise werden die Fahrkarten zum Fahrplanwechsel im Dezember nicht teurer. Dies gilt für die erste und zweite Klasse im Fernverkehr. Die Preise im Regionalverkehr werden federführend von den Verkehrsverbünden und Bundesländern bestimmt.

Für die deutsche Bahn ist dieser Schritt schwer verdaulich, denn ihre Kosten sind in der Vergangenheit drastisch gestiegen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Konzern in der zweiten Klasse von einer Preiserhöhung zum Fahrplanwechsel im Dezember abgesehen. Damals wurde mit dem starken Wachstum bei den Fernbussen argumentiert. Dennoch verdiente der Konzern im ersten Halbjahr dieses Jahres unter dem Strich mit 390 Millionen Euro 40 Prozent weniger als im Vorjahr. Verantwortlich dafür seien laut Grube in erster Linie die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL.

Traditionell gibt die Bahn höhere Kosten über die Ticketpreise an ihre Kunden weiter. Allerdings kostet jedes Prozent Preiserhöhung ein entsprechendes Prozent Fahrgäste. Der Kundenschwund hat nun eine kritische Größe erreicht, so die Bundesregierung.

Das öffentlichkeitswirksame Eingreifen der Politik ist ein weiterer Rückschlag für den ohnehin unter Druck stehenden Grube. Sein Plan, dass Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla mit seinen Kontakten in die Politik Grube den Rücken freihalten soll, ist nicht aufgegangen. Mit einem Umbau-Konzept wollte der den schlingernden Konzern schnell wieder in die Spur bringen. Seine geplanten drastischen Einsparungen in der Berliner Bahn-Zentrale, modernere Züge und ein neues Preissystem sind nun deutlich langsamer durchzusetzen.

***

In Kooperation mit PLATOW Medien. Seit 70 Jahren steht der Name PLATOW für unabhängige Berichte und Exklusivrecherchen aus Wirtschaft, Kapitalmarkt und Politik. Der PLATOW Brief liefert Ihnen 3x pro Woche auf je 4 Seiten aktuelle Hintergrundinformationen aus der Finanzwelt, Analysen zu den internationalen Kapitalmärkten, zur Konjunktur und zu Zinsen. Für ein 4-wöchiges Probeabonnement können Sie sich hier anmelden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...