Politik

Deutsche Bank schließt Investment-Banking in Russland

Lesezeit: 1 min
18.09.2015 17:53
Die Deutsche Bank zieht sich im Investment-Banking aus dem Russland-Geschäft zurück. Die sich verschlechternde Wirtschaftslage, die Rohstoff-Krise und die Sanktionen scheinen die Gründe für diese Entscheidung zu sein.
Deutsche Bank schließt Investment-Banking in Russland

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Deutsche Bank gibt ihr Investmentbanking in Russland auf. Bis zum Jahresende soll das einst mit großen Hoffnungen gestartete Geschäft eingestellt werden, das der größten deutschen Bank zuletzt mehr Ärger als Ertrag eingebracht hat. Mit dem Teil-Rückzug sollten Komplexität, Kosten, Risiken und Kapitalaufwand reduziert werden, teilte die Bank am Freitag mit. Damit fallen rund 200 der 1300 Stellen in Russland weg, wie zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Die Kunden würden statt aus Moskau künftig aus internationalen Finanzzentren wie Frankfurt und London betreut. Im Zahlungsverkehr und der Exportfinanzierung will die Bank in Russland präsent bleiben. Auch reiche Kunden sollen weiterhin betreut werden.

Die Deutsche Bank hatte es mit dem Ausstieg offenbar eilig. Er ist die erste strategische Maßnahme, die der neue Co-Chef John Cryan verkündet hat - noch bevor er Ende Oktober seine Umbau-Pläne für die Bank vorstellen will. Deutschlands größtes Geldhaus kämpft in Russland mit einer Geldwäsche-Affäre. Russische Kunden werden verdächtigt, über die Bank Schwarzgeld im Wert von mindestens sechs Milliarden Dollar gewaschen zu haben. Die Bank will ihre verbleibenden Kunden von außerhalb Russlands betreuen.

Die Deutsche Bank hatte jahrelang vom Öl-Boom in Russland profitiert und ihr Investmentbanking deutlich ausgeweitet. Doch die Aussichten haben sich eingetrübt. Die westlichen Sanktionen gegen Russland lähmten die Wirtschaft, und der fallende Ölpreis trieb das Land in eine Rezession. Dazu kam der Geldwäsche-Fall, der die ohnehin in zahlreiche Rechtstreitigkeiten verwickelte Bank zusätzlich unter Druck setzte. Das US-Justizministerium und die für eine strikte Gangart bekannte New Yorker Finanzaufsicht DFS ermitteln ebenso wie die Bank selbst. Sie hat gegen mehrere Mitarbeiter in Moskau disziplinarische Maßnahmen eingeleitet.

Russland-Chef Jörg Bongartz war nach neun Jahren bereits aus Moskau abgezogen worden. Er soll sich künftig von Frankfurt aus um Kunden in Mittel- und Osteuropa kümmern.

Das Institut ist seit Monaten im Umbruch und will sich unter Cryan vor allem auf Europa, USA und Asien konzentrieren. Daher stehen Insidern zufolge neben Russland auch das Geschäft in Südamerika und Afrika zur Disposition. Bereits beschlossen sei der Rückzug aus sechs weiteren Ländern: Finnland, Dänemark, Norwegen, Malta, Peru und Neuseeland.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...