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Mediziner: Massiver Einsatz von Chemikalien gefährdet die Fortpflanzung der Menschheit

Lesezeit: 2 min
05.10.2015 11:06
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Schadstoffe, mit denen wir täglich konfrontiert sind, erheblich gestiegen. Das gefährdet die Fortpflanzungsfähigkeit, warnt die Internationale Föderation für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Welt werde quasi in Chemikalien ertränkt.
Mediziner: Massiver Einsatz von Chemikalien gefährdet die Fortpflanzung der Menschheit
Giftige Chemikalien befinden sich nicht mehr nur in speziellen Industrien oder bei der Bundeswehr, man findet sie auch in der Landwirtschaft und in bestimmten Konsumgütern. (Foto:

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Die weltweite Bedrohung durch Chemikalien nimmt zu. Anlässlich des 21. Weltkongresses der Internationalen Föderation für Gynäkologie und Geburtshilfe (FIGO) warnt die Föderation vor einem „dramatischen Anstieg an Exposition gegenüber toxischen Chemikalien“.  Da diese Schafstoffe die Gesundheit und speziell die Fähigkeit der Fortpflanzung von Frauen, Männern und Kindern gefährde.

Die Organisation schätzt, dass die Chemikalienproduktion in den kommenden fünf Jahren voraussichtlich am schnellsten in den Entwicklungsländern zunehmen wird. „In den Vereinigten Staaten werden bereits jetzt jährlich mehr als 15 Tonnen Chemikalien pro Person produziert oder importiert“, heißt es von FIGO. Und die überwiegende Mehrheit dieser Chemikalien wurde bisher noch nicht einmal getestet. Zudem würde wie TTIP dieses Trend noch beschleunigen. „Chemikalien reisen durch die Welt über internationale Handelsabkommen.“

Wir ertränken unsere Welt in ungetesteten und unsicheren Chemikalien und der Preis, den wir in Bezug auf unsere reproduktive Gesundheit zahlen, ist Anlass zu ernster Sorge", sagt Gian Carlo Di Renzo von FIGO. Fehlgeburten und Totgeburten, fötale Wachstumsverzögerungen, angeborene Fehlbildungen, Beeinträchtigung der Entwicklung des Nervensystems und der kognitiven Funktion sowie die Zunahme an Krebserkrankungen, Aufmerksamkeitsstörungen wie ADHS und Hyperaktivität seien auf der Liste der Gesundheitsstörungen, „die mit der Exposition gegenüber Chemikalien wie Pestizide, Luftschadstoffe, Kunststoffe, Lösungsmittel1 und mehr in Verbindung gebracht werden“.

Doch nicht nur mit Blick auf die Fortpflanzungsfähigkeit kritisiert FIGO die Chemikalienflut. So würden jedes Jahr sieben Millionen Menschen an den Folgen von Innen- und Außenluftverschmutzung sterben. Bereits die Behandlung von Pestizidvergiftungen von Landarbeitern südlich der Sahara kostet zwischen 2005 und 2020 schätzungsweise 66 Milliarden US Dollar. „Gesundheitsversorgung und andere Kosten aufgrund der Exposition gegenüber endokrin wirksamen Substanzen belaufen sich in Europa auf schätzungsweis 157 Milliarden Euro pro Jahr“, so FIGO.

Allein die Kosten für Kinderkrankheiten, die durch Umweltgifte und Schadstoffe in der Luft, Nahrung, im Wasser und Böden sowie in Häusern und Wohngegenden in den USA verursacht wurden, lagen beispielsweise 2008 bei 76,6 Milliarden US-Dollar.

Zuletzt hatten auch Genfer Wissenschaftler die Auswirkungen von Plastikgegenständen auf das Erbgut von Ratten untersucht. Diese machte deutlich, dass Weichmacher in der Schwangerschaft die Fruchtbarkeit schädigen und das Erbgut verändern können.

Für die Untersuchung wurden zwei Mäuseweibchen aus genetisch jeweils unterschiedlichen Stämmen während der Schwangerschaft mit Weichmachern wie Phthalaten gefüttert. Diese Weichmacher machen Kosmetika, Spielzeug, Farben, aber auch Kleidung geschmeidiger bzw. weicher. Allerdings lagen die verabreichten Dosen deutlich über den für Menschen akzeptablen Grenzwerten. Ein Blick in die Spermien und das Erbgut der männlichen Nachkommen eines Mäusestammes zeigte Veränderungen.

Bei zwei bestimmten Anhängseln im Erbgut, die die Aktivität von Genen lenken, fanden sich die Veränderungen. Ein Umstand, der zusammen mit der Unfruchtbarkeit der männlichen Nachkommen aufgetreten sei, so die Forscher. Die Änderungen traten genau bei den Genen auf, die bei der Orientierung und Heranreifung von Spermien wichtig seien. Der andere Mäusestamm zeigte zunächst keine Veränderung. Als hier jedoch die Dosis erhöht wurde, traten ebenfalls Schäden wie beim anderen Mäusestamm auf.


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