Die Wachstumsschwäche in China gilt vielen Ökonomen als Damoklesschwert für die deutsche Konjunktur. Tatsächlich sind die deutschen Unternehmen weitaus stärker in China engagiert als ihre Wettbewerber aus anderen europäischen Ländern. Außerdem war China im vergangenen Jahr nach Frankreich und den Niederlanden der drittwichtigste Handelspartner Deutschlands, noch vor den USA. Kein Wunder also, dass der überraschend kräftige Einbruch der deutschen Exporte im August um 5,2 Prozent gegenüber dem Vormonat auf 88 Milliarden Euro als erstes Alarmsignal für eine durch die chinesische Wachstumsschwäche ausgelöste drohende Trendumkehr bei den Ausfuhren gewertet wird.
Dabei wird allerdings leicht übersehen, dass der Juli mit einem Export-Plus von 2,4 Prozent auf 107,2 Milliarden Euro einen Rekordwert hinlegte. Auch ragten in diesem Jahr außergewöhnlich viele Sommerferientage in den August hinein. Zudem wuchsen die Exporte im August gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent. Die im Vergleich zum Rekordmonat Juli geringeren Ausfuhren im August sollten denn auch nicht dramatisiert werden. Als Beleg für eine Trendumkehr ist der, wenn auch deutlich gesunkene Wert eines einzigen Monats viel zu dünn. Tatsächlich werden erst die kommenden Monate zeigen, wohin die Reise beim deutschen Export geht.
Viel spricht jedoch dafür, dass die Ausfuhr-Rückgange nach China durch verstärkte Exporte in die EU sowie die USA weitgehend kompensiert werden können. So sind die Ausfuhren in die EU, dem mit Abstand größten Abnehmer deutscher Waren, im August gegenüber Vorjahr um 3,5 Prozent gestiegen. In die so genannten Drittstaaten, zu denen China, Russland und die USA zählen, exportierten die deutschen Unternehmen im August sogar 6,8 Prozent mehr Waren.
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute bescheinigen der deutschen Konjunktur denn auch im laufenden und im kommenden Jahr eine weiterhin robuste Verfassung. Für 2015 und 2016 erwarten die Institute ein gesamtwirtschaftliches Wachstum von jeweils 1,8 Prozent. Damit sind die Institute sogar noch etwas optimistischer als IWF, der ein Wachstum von 1,5 Prozent in diesem und 1,6 Prozent im nächsten Jahr prophezeit.
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