Weltwirtschaft

Eisenerz: Überproduktion und fallende Preise belasten Rohstoffbranche

Lesezeit: 2 min
09.11.2015 10:41
Der Preis für Eisenerz ist in den vergangenen Jahren um fast die Hälfte gesunken. Im kommenden Jahr rechnen Experten mit weiteren Preisverlusten. Doch die großen Förderer halten an ihren Produktionsmengen fest. In Australien wird gerade wieder eine neue Mine eröffnet. Kleinere Produzenten drohen vom Markt zu verschwinden. Auch deutsche Konzerne spüren den Druck.
Eisenerz: Überproduktion und fallende Preise belasten Rohstoffbranche
In den vergangenen Jahren lag die Produktion von Eisenerz deutlich über der Nachfrage (links). Das meiste Eisenerz geht nach China (rechts). (Grafik: LKAB)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In dieser Woche ist der Preis für Eisenerz auf ein Vier-Monats-Tief gesunken. Zwischenzeitlich lag er bei 48,70 Dollar pro Tonne, also deutlich unter der psychologisch wichtigen 50-Dollar-Marke. Zuletzt haben neben der weltweiten Überproduktion vor allem auch die schlechten Nachrichten aus der chinesischen Stahlbranche zum Preisverfall beigetragen, so der Australian. Zudem wollen Rio Tinto, BHP Billiton und Vale expandieren.

Moodys geht davon aus, dass die Rohstoffpreise für Metalle auch im kommenden Jahr sinken können. „Der Abschwung in China und in Brasilien, die schwache Erholung in den USA und die schwierigen Bedingungen in Europa, werden die Metallpreise  weiter unter Druck setzen“, zitiert mining.com die Ratingagentur. BHP rechnet sogar damit, dass der Preis für Eisenerz mittelfristig auf unter 40 Dollar pro Tonne sinken könnte. Und BMI Research geht für das kommende Jahr von einem Preis von 45 bis 55 Dollar aus.

China produziert 46 Prozent des weltweiten Stahls und verbraucht über 80 Prozent des 1,3 Milliarden Tonnen umfassenden, weltweit gehandelten, überseeischen Eisenerzes. Allerdings stagniert die Nachfrage seit einiger Zeit. Seit 2000 wird jährlich mehr Eisenerz produziert als nachgefragt. Im vergangenen Jahr fiel der Preis für Eisenerz um 47 Prozent, so die aktuellen Daten des LKAB (Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag), Europas größtem Eisenerzproduzenten mit Sitz im schwedischen Luleå.

„Die global agierenden großen Eisenerzproduzenten werden weiterhin ihre Produktion ausbauen, um damit Konkurrenten auszuspielen“, zitiert australianmining.com.au BMI Reserach. „BHP Billiton, Rio Tinto und Vale haben 2014 alle von Rekordproduktionen gesprochen und wollen dies in den kommenden Monaten noch steigern.“

Die hohen Kosten für den Abbau von Eisenerz setzen viele Unternehmen unter Druck, wenn der Preis für Eisenerz weiter sinkt. Schnell kann die Produktion dann zu einem Minusgeschäft werden. Durch die Erhöhung ihrer Produktion setzen die großen Player der Eisenerzindustrie die Preise weiter unter Druck und erschweren es den Konkurrenten, den Weg weiter mitzugehen. Deutsche Unternehmen spüren diesen Druck auch. „Bedauerlicherweise beobachten auch unsere Kunden die Entwicklung von Rohstoff- und Energiepreisen sehr genau“, sagte Bernhard Kleinermann von der Salzgitter AG den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

Deshalb müssen die Kostenermäßigungen insbesondere in Anbetracht der in Europa bestehenden Stahl-Überkapazitäten größtenteils an die Kunden weitergegeben werden. Wir sind und waren immer felsenfest davon überzeugt, dass Preise für unserer Produkte sich aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage ergeben. Das bedeutet, dass wir ohne das Überangebot an Stahlprodukten möglicherweise mehr vom Preisverfall profitieren könnten. Nach unserer Beobachtung ist das gegenwärtige Preisniveau für einige Bergbauunternehmen bereits problematisch. Früher oder später wird sich daher eine Marktbereinigung ergeben. Wirtschaft ist immer zyklisch, d.h. nach guten Jahren kommen auch schlechte und vice versa. Das gilt eigentlich für alles im Leben und wir müssen damit umgehen.“

ThyssenKrupp Steel Europe sieht abgesehen von Preisnachlässen, die Kunden fordern, noch kein so großes Problem in den gesunken Preisen. Momentan werde „ein nicht unerheblicher Teil der Rohstoffpreisreduzierung durch den deutlich gesunkenen Kurs des EURO zum USD wieder aufgezehrt, da Rohstoffe fast ausschließlich in USD gehandelt werden“, sagte Erik Walner den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Sinkt der Dollar jedoch wieder im Wert sinken, wird es problematisch. Für europäische Produzenten hängt aus diesem Grund sehr viel davon ab, wie lang die EZB an ihrer lockeren Geldpolitik festhält und den Euro damit indirekt abwertet.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Boom bei Gründungen von KI-Startups in Deutschland
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, entstehen in Deutschland gerade unzählige KI-Startups. Im...

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
24.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...