Politik

Papst-Diplomat in Syrien: Bevölkerung begrüßt Vorgehen der Russen

Lesezeit: 2 min
16.02.2016 02:21
Der Vertreter des Papstes in Aleppo hat die russische Intervention in Syrien begrüßt. In den befreiten Teilen der Stadt gäbe es wieder Strom und Wasser, die unterschiedlichen Gruppen bemühen sich um eine Aussöhnung. Zuvor hatte Papst Franziskus den russisch-orthodoxen Patriarchen getroffen. Hardliner in den USA kritisierten die Begegnung und diffamierten den Papst: Er sei der Propaganda Putins auf den Leim gegangen.
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Der Apostolische Vikar für die Katholiken des lateinischen Ritus in Aleppo, Bischof Georges Abou Khazen, sagte zur aktuelle Lage laut Radio Vatikan:

„Die syrische Armee ist mit Unterstützung der Russen auf dem Vormarsch und in den befreiten Teilen der Stadt gibt es wieder Wasser und Strom. Die Schulen werden wieder geöffnet. An vielen Orten finden Initiativen der Aussöhnung mit den Syrern statt, die sich den Rebellen angeschlossen hatten. Die sogenannten 'Kämpfer' werden aus dem Ausland kontrolliert und leisten weiterhin Widerstand. Unter der Bevölkerung hingegen überwiegt die Zustimmung zum Vorgehen Russlands“.

Abou Khazen sagte im Hinblick auf das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill, dass die Christen in Syrien nun Hoffnung auf eine Feuerpause in ihrem Land hätten. Das Leid der Christen im Nahen Osten trage „erste Früchte der Einheit“ und es werden weitere dazu kommen, fügte er an. Dies sei für sie ein großer Trost und helfe ihnen, weiter durchzuhalten. Für alle Menschen in Aleppo – Christen wie Nichtchristen – sei die in der Nacht auf Freitag in München vereinbarte Feuerpause „ein Traum“, unterstrich der katholische Bischof: „Leider wissen wir nicht, was die dschihadistischen Gruppen tun. Wir wissen, dass es sich größtenteils um ausländische Kämpfer handelt: Wer hat das Kommando über sie? Wem gehorchen sie? Werden sie sich der Feuerpause anschließen?“

Auf dem Flughafen von Havanna in Kuba war es am Freitag zu einem historischen Treffen zwischeen Papst Franziskus und dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., gekommen. Es war das erste Mal, dass Oberhäupter der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche direkt miteinander sprachen. Ihre Unterredung hinter verschlossenen Türen in einem Empfangszimmer des kubanischen Flughafens dauerte zwei Stunden. Franziskus und Kyrill unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung. Das sechs Seiten lange Dokument wurde nicht verlesen, sondern wechselseitig überreicht. Danach hielten erst Kyrill, danach der Papst eine kurze Ansprache in der jeweiligen Muttersprache, Russisch und Spanisch.

In dem Dokument forderten die beiden Kirchenmänner, dass die Vertreibung und Verfolgung der Christen in Syrien beendet werden müsse. Sie prangerten die Umstände an, unter denen den Christen das Leben im Kriegsgebiet zur Hölle gemacht werde - obwohl die Religionen vor dem Krieg in Frieden miteinander gelebt hätten. Für die Christen ist Syrien besonders wichtig, weil es eines der historischen Länder des Christentums ist. Die Christen haben sich aus allen Gewalttätigkeiten herausgehalten und sahen sich dem islamistischen Terror praktisch über Nacht völlig schutzlos ausgeliefert. Die Unterstützung, die den Christen in Syrien aus Europa zu Teil geworden ist, hielt sich in engen Grenzen. Die Russen haben ihren Einsatz unter anderem auch damit begründet, die Christen zu schützen.

Das Treffen von Franziskus und Kyrill trug dem Papst höhnische Kritik von den US-Neocons ein. In einem Artikel für Bloomberg nennt der Autor den Papst naiv und wirft ihm vor, sich von der Propaganda-Maschine Putins instrumentalisieren zu lassen. Das Dokument der beiden hätte auch vom russischen Außenministerium verfasst worden sein können. Er kritisiert, dass in dem Dokument die Rolle Russlands in Syrien nicht erwähnt werde. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wirft der Kommentator vor, die orthodoxe Kirche vor seinen politischen Karren zu spannen wie zuletzt die Zaren.

Durch den von den US-Verbündeten im Golf angezettelten Krieg in Syrien wurden tausende Christen gezwungen, das Land fluchtartig zu verlassen. Während sich die Bischöfe der europäischen Katholiken bedeckt hielten und sich zur Vertreibung kaum jemals geäußert haben, wurden viele der Flüchtlinge von den katholischen Gemeinden in Europa - und im besonderen in Deutschland - aufgenommen und haben sich dort rasch und gut integriert.


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