Erneut gesunkene Ölpreise und die Ungewissheit über den Verbleib Großbritanniens in der EU haben am Mittwochmittag eine Verkaufswelle an den europäischen Aktienmärkten ausgelöst. Der deutsche Leitindex Dax lag mit rund 2,4 Prozent im Minus, während der EuroStoxx 50 rund 2,1 Prozent abgab.
Anleger fürchteten, dass viele Energiekonzerne angesichts des Preisverfalls beim Öl in die Bredouille geraten und die darauf folgenden Kreditausfälle die Banken mitreißen könnten. Zudem mehrten sich die Sorgen, dass ein EU-Austritt Großbritanniens auch auf die Konjunktur in der Euro-Zone durchschlagen könnte, sagte Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets.
Der Euro markierte mit 1,0977 Dollar den tiefsten Stand seit drei Wochen. Das Pfund fiel erstmals seit 2009 wieder unter die Marke von 1,40 Dollar – in der Spitze verlor die britische Währung 0,8 Prozent auf 1,3913 Dollar. Analysten fürchten eine Phase großer Unsicherheit, sollte das Land tatsächlich die EU verlassen. Durch den Verlust des uneingeschränkten Zugangs zum EU-Binnenmarkt dürften unter anderem die regen Handelsbeziehungen behindert werden, die Großbritannien mit den anderen EU-Staaten besitze, warnte die DZ-Bank in einer Studie.
Am Mittwoch verbilligte sich Öl der Sorte Brent um bis zu 2,5 Prozent auf 32,44 Dollar je Fass, WTI wurde mit 30,82 Dollar je Barrel zeitweise mehr als drei Prozent niedriger gehandelt. Seit Mitte 2014 ist der Ölpreis bereits um 70 Prozent eingebrochen. Die gesunkenen Ölpreise hinterließen vor allem bei den Energiewerten ihre Spuren: Die Aktien von BP, Royal Dutch Shell und Total verloren jeweils mehr als zwei Prozent. Der europäische Energie-Index gab bis zu 2,8 Prozent nach.
Im Dax hatten vor allem die stark konjunkturabhängigen Autowerte das Nachsehen: Titel von Volkswagen, BMW und Daimler büßten zwischen 4,4 und 3,2 Prozent an Wert ein. Kein gutes Haar ließen die Investoren an Aktien von Hugo Boss, die um knapp zehn Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief von 50,51 Euro abrutschten. Am Dienstag hatten sie bereits fast 20 Prozent verloren, weil der Modekonzern wegen des schleppenden Geschäfts in China und den USA für das laufende Jahr einen Gewinnrückgang angekündigt hatte.