Politik

Fußball-WM in Deutschland: DFB kann Betrug nicht ausschließen

Lesezeit: 1 min
04.03.2016 18:43
Der Deutschen Fußball Bund hat im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland keine Beweise gefunden, dass die WM gekauft gewesen sei. Doch kann der DFB nicht ausschließen, ob Betrug im Spiel war. Denn Deutschland fehlte genau eine Stimme. Wie diese schließlich gewonnen wurde, kann der DFB nicht beurteilen.
Fußball-WM in Deutschland: DFB kann Betrug nicht ausschließen

Es gebe keinen Beweis, dass für die Vergabe Stimmen gekauft worden seien, sagte der Chefaufklärer des Deutschen Fußball-Bundes, Christian Duve, am Freitag bei der Vorstellung seines Untersuchungsberichtes in Frankfurt. Zweifel blieben jedoch, da ein Betrug nicht ganz ausgeschlossen werden könne. Zudem gerät Franz Beckenbauer verstärkt ins Visier. Der frühere Chef des WM-Bewerbungskomitees soll den Ermittlungen zufolge direkt in eine ominöse Zahlung verwickelt sein. Guten Noten erhielt der Verband von der Antikorruptionsorganisation Transparency International. "Die Aufklärung hat einen glaubwürdigen Eindruck gemacht", sagte Sportbeauftragte Sylvia Schenk.

Die WM 2006 ging als Sommermärchen in die Geschichte ein, weil Millionen Deutsche das Turnier ausgelassen feierten. Seit einem Pressebericht im Oktober über Unregelmäßigkeiten besteht aber der Verdacht, dass die WM gekauft gewesen sein könnte. Anwalt Duve von der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer war vom DFB selbst eingeschaltet worden, um die Affäre aufzuklären. Dafür durchforsteten die Juristen 128.000 elektronische Dokumente und 650 Aktenordner. Im Mittelpunkt der Arbeit stand die Frage, wie Deutschland im Jahr 2000 den Zuschlag für die WM erhielt. Darüber entscheidet der Weltverband Fifa hinter verschlossenen Türen. Im Zuge des Fifa-Skandals stellte sich jedoch heraus, dass die Vergabe für Bestechung anfällig ist. Merkwürdigkeiten gab es Duve zufolge einige. So habe Deutschland eigentlich eine Stimme aus Asien für den Zuschlag gefehlt. "Wir haben feststellen können, dass es möglicherweise eine Änderung im Stimmverhalten gegeben hat." Wie diese zustande kam, sei unklar.

Im Fokus der Juristen stand zudem eine Überweisung von 6,7 Millionen Euro vom deutschen WM-Organisationskomitee an die Fifa. Der ehemalige Adidas -Chef Robert Louis-Dreyfus hatte dem DFB 2002 das Geld vorgestreckt, Jahre später landete die Summe von einem Fifa-Konto wieder bei ihm. In die Überweisung sei Beckenbauer direkt verstrickt, sagte Duve. Die Zahlungen seien teilweise über seine Konten abgewickelt worden. Beckenbauer selbst hat Fehler eingeräumt, ein Fehlverhalten aber stets zurückgewiesen. Am Freitag war er nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die WM-Affäre schlägt auch beim DFB selbst hohe Wellen. Mehrere Führungskräfte räumten bereits ihre Ämter, darunter der Präsident Wolfgang Niersbach. Sein designierter Nachfolger Reinhard Grindel versprach einen Neuanfang. "Die Kontrollmechanismen im Verband müssen wieder funktionieren." Deshalb sei er für die Gründung einer Ethikkommission. "Wir brauchen in Zukunft mehr Transparenz auf allen Ebenen." An die Spitze des DFB soll der jetzige Schatzmeister Grindel Mitte April gewählt werden

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...

DWN
Panorama
Panorama Länder drängen Bund zur Handlung bezüglich des Deutschlandtickets
18.04.2024

Verkehrsminister erhöhen den Druck auf Bund und Länder in Finanzierungsstreit um Deutschlandticket.

DWN
Finanzen
Finanzen Tarifverhandlungen 2024 könnten Preisanstieg befeuern - es droht Inflationsspirale
18.04.2024

Die anstehenden Tarifverhandlungen in den großen Industrien bedrohen die Preisstabilität in Deutschland: Eine IW-Studie sieht das...

DWN
Politik
Politik Festnahmen in Bayern: mutmaßliche Agenten mit Russlandverbindungen
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel bedroht Mittelstand mehr als teure Energie
18.04.2024

Ein Mangel an geeignetem Personal ist für viele Firmen in Deutschland Alltag. Im Mittelstand ist der Fachkräftemangel laut einer neuen...