Die US-Börse Intercontinental Exchange (ICE) könnte Insidern zufolge nach einer Übernahme der Londoner Börse (LSE) Teile des britischen Konzerns verkaufen. Zur Disposition stünden dann die italienische Börse sowie das Frankreich-Geschäft des Clearinghauses LCH.Clearnet, sagten zwei mit den Überlegungen vertraute Person am Donnerstag. Beide Sparten hätten für die Amerikaner strategisch keinen großen Wert, sagte einer der Insider.
Die in Atlanta ansässige ICE hatte zuvor erklärt, ein Gegenangebot für die Londoner zu erwägen. Sie würde damit eine Fusion von LSE und Deutscher Börse torpedieren. Beide Konzerne wollen zu einer europäischen Mega-Börse verschmelzen, um Wettbewerbern aus den USA und Asien besser Paroli bieten zu können. Die ICE hat es einem Insider zufolge besonders auf das Aktiengeschäft der LSE in London, das dortige Derivate-Clearing und das Marktdatengeschäft des Konzerns abgesehen. Das Interesse an der Borsa Italiana, die die LSE erst 2007 für 1,6 Milliarden Euro gekauft hatte, halte sich dagegen in Grenzen. LSE, Borsa Italiana und ICE wollten sich zu den Informationen nicht äußern.
Die ICE wurde erst im Jahr 2000 gegründet und ist in den vergangenen Jahren durch mehrere Zukäufe zu einem der größten Börsenbetreiber weltweit aufgestiegen. 2013 schluckte sie die alterwürdige New Yorker Börse. In der Branche gibt es seit Jahren Fusionsbemühungen, da die Gewinnmargen im klassischen Aktienhandel unter Druck stehen. Bedenken von Politik und Wettbewerbshütern haben viele länderübergreifende Zusammenschlüsse jedoch verhindert.