Die Geldhäuser in der Euro-Zone sitzen aus Sicht der EZB-Bankenaufsicht immer noch auf einem viel zu hohen Berg an faulen Darlehen. „Notleidende Kredite belasten die Profitabilität und das Kapital, sie bremsen die Fähigkeit der Banken, neue Kredite an Kunden zu vergeben“, sagte die oberste Bankenaufseherin der EZB, Daniele Nouy, am Dienstag vor einem Ausschuss des Europa-Parlaments in Brüssel. Die allgemeine Lage der Institute habe sich 2015 zwar verbessert. Die vielen Problemdarlehen seien aber eine Herausforderung. Nach Einschätzung der Französin behindern unter anderem ineffektive Insolvenzgesetze in manchen Ländern einen raschen Abbau.
Die Idee, faule Kredite in großem Umfang einfach abzuschreiben, wies Nouy zurück. Sie sei skeptisch, ob ein einzelnes Werkzeug auf unterschiedliche Situationen passe. „Das würde auch gegen die Errichtung einer vernünftigen Kultur gehen, die besagt ‚man begleicht seine Schulden‘.“
Die Anhörung vor den Abgeordneten wurde wegen der Anschläge in Brüssel zeitweise ausgesetzt. Nach einer kurzen Unterbrechung wurde die Befragung aber fortgesetzt.
Die EZB werde auch dieses Jahr eng mit den Banken zusammenarbeiten und für sie maßgeschneiderte Pläne erarbeiten, ergänzte Nouy. Es werde zwar einige Zeit dauern, notleidende Kredite abzubauen. „Über die nächsten paar Jahre können aber gute Fortschritte erwartet werden.“ Das Thema ist einer der fünf Aufsichtsschwerpunkte, die sich die EZB für 2016 gesetzt hat. Ganz oben steht die Überprüfung der Geschäftsmodelle.
Die Bankenaufseherin bekräftigte ihre Sorge, die aktuell sehr niedrigen Zinsen im Euro-Raum könnten die Gewinnstärke mancher Geldhäuser eintrüben. „Mittelfristig könnte dies die Tragfähigkeit einiger Geschäftsmodelle beeinflussen“, warnte sie. Die EZB hatte kürzlich alle Leitzinsen gesenkt - den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld sogar erstmals auf 0,0 Prozent.