Politik

Italien und Griechenland melden deutliche Zunahme von Flüchtlingen

Der Flüchtlingszustrom nach Italien und Griechenland nahm in den vergangenen Tagen deutlich zu. Seit der Schließung der Balkanroute steigen die Ankünfte aus Libyen über das Mittelmeer wieder. Diese Entwicklung ist nach Ansicht von Sicherheitsexperten besonders bedenklich.
31.03.2016 01:24
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mit Beginn des Frühlings hat der Flüchtlingszustrom nach Italien und Griechenland deutlich zugenommen. Allein am Dienstag seien 730 Menschen in Pozzallo auf Sizilien angekommen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Mittwoch. Sie waren in sechs Schlauchbooten unterwegs, als sie am Ostersonntag von einem norwegischen Schiff gerettet wurden. Fünf mutmaßliche Schlepper seien festgenommen worden, darunter drei Minderjährige. „2016 wird für Italien ein neues Rekordjahr werden, was Migrantenankünfte betrifft“, sagte der Bürgermeister von Pozzallo gegenüber der Zeitung Corriere della Sera. „Allein in Pozzallo sind in den ersten drei Monaten des Jahres 7.000 Migranten angekommen. Mit der Schließung der Balkanroute gilt es als sicher, dass die Syrer, wie im Jahr 2014, versuchen, über Italien einzureisen.“ In Pozzallo gibt es einen sogenannten „Hotspot“, ein Erstregistrierungszentrum der EU.

Weitere 796 Flüchtlinge wurden am Mittwochvormittag in Augusta in der Nähe von Syrakus erwartet. Sie waren ebenfalls in kleinen Booten in See gestochen und von italienischen Marineschiffen aufgenommen worden, die im Rahmen der Mission „Mare sicuro“ („sicheres Meer“) im Mittelmeer patrouillierten, meldet die dpa.

Steigende Flüchtlingsankünfte gibt es auch in Griechenland: Hunderte von Migranten und Flüchtlingen sind auf den griechischen Inseln angekommen, nachdem es in den Tagen zuvor zu weniger Ankünften kam. Die Zahl steigt trotz des EU-Türkei-Deals, nach dem die Ankommenden wieder zurück in die Türkei geschickt werden.

Die Zahlen, die die griechische Regierung am Mittwoch veröffentlicht hatte, zeigen, dass allein innerhalb von 24 Stunden 766 Personen die Inseln Lesbos, Samos, Chios und Kos bis Mittwochmorgen erreicht haben. Die Zahl hat sich somit im Vergleich zu den Ankünften in den vergangenen Tagen, als die Wetterbedingungen schlechter waren, verdreifacht, meldet Kathimerini.

Gleichzeitig wurden zwischen Libyen und Italien allein am Dienstag mehr als 1.500 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Wie die italienische Küstenwache mitteilte, nahmen vier italienische Schiffe 1434 Flüchtlinge auf, weitere 105 gelangten an Bord eines deutschen Marineschiffs. Die meisten der Flüchtlinge kommen aus Afrika und haben sich von Libyen aus auf den Weg nach Europa gemacht.

Die italienischen Behörden weisen darauf hin, dass die Abriegelung der Balkanroute zwischen Griechenland und Nordwesteuropa zu einer starken Zunahme der Versuche führen könnte, von Libyen aus Italien zu erreichen. Nach den jüngsten Statistiken des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind seit Jahresbeginn laut AFP rund 17.500 Menschen über das Mittelmeer nach Italien gelangt – 6.000 mehr als im Vorjahr.

Nach der Schließung der Balkanroute wollen Schlepper ab April intensiv neue Routen für Flüchtlinge und Migranten über Libyen eröffnen. Besonders bedenklich: In Libyen kontrolliert die Terror-Miliz IS die Schlepper-Branche. Seit Anfang 2014 sind in Italien etwa 330.000 Migranten und Flüchtlinge eingetroffen, die von Libyen aus das Mittelmeer überquerten.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...