Politik

Frankreich schlägt Island 5:2 und spielt gegen Deutschland

Lesezeit: 3 min
03.07.2016 22:57
Frankreich überzeugte beim 5:2 gegen Island und trifft im Halbfinale auf Deutschland. Die Deutschen müssen auf einige Stammspieler verzichten.
Frankreich schlägt Island 5:2 und spielt gegen Deutschland

Mehr zum Thema:  
Sport >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Sport  

Mit einer sehr guten Leistung hat Frankreich das isländische Fußball-Märchen gnadenlos beendet und eine klare Kampfansage an Halbfinal-Gegner Deutschland geschickt. Die Équipe Tricolore feierte am Sonntagabend im EM-Viertelfinale einen eindrucksvollen 5:2 (4:0)-Erfolg gegen den diesmal überforderten und erschöpften Turnier-Debütanten Island.

Obwohl die Isländer deutlich schwächer spielten als zuvor muss sich Deutschland gegen die Franzosen wappnen - zumal das deutsche Team durch Verletzungen und den nach einer zweiten gelben Karte gesperrten Mats Hummels umstellen muss.

Für Torjäger Mario Gomez ist die Fußball-Europameisterschaft wegen einer Oberschenkelverletzung vorzeitig beendet. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Sonntag mit. Und auch die ebenfalls verletzten Routiniers Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger können wahrscheinlich nicht mehr in den Kampf um den EM-Titel eingreifen. „Es ist sehr bitter, wenn in der entscheidenden Phase des Turniers wichtige Spieler ausfallen. Besonders für Mario tut es mir leid“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw am Sonntag in Frankreich.

Alle drei Spieler hatten sich am Tag nach dem Elfmeterkrimi gegen Italien im Krankenhaus in Annecy einer MRT-Untersuchung unterzogen. Das Ergebnis ist ein Schock für den DFB-Chefcoach, sein Team und die Fans in der Heimat: Gomez hat sich einen Muskelfaserriss im rechten hinteren Oberschenkel zugezogen. „Ein weiterer Einsatz im Rahmen der EM kommt für den Stürmer damit nicht mehr in Frage“, gab der DFB bekannt. „Er hat bei der EM starke Leistungen gezeigt und der Mannschaft nicht nur mit seinen Toren sehr geholfen“, bedauerte Löw.

Bei den Mittelfeldspielen Khedira und Schweinsteiger bleibt nur eine kleine Resthoffnung. Ihr Mitwirken im Halbfinale am Donnerstag in Marseille und in einem möglichen Endspiel am Sonntag in Paris bezeichnete der DFB als „offen“.

Die Diagnosen aber sind deprimierend: Der 29 Jahre alte Khedira erlitt schon in der Anfangsphase gegen Italien eine Adduktorenverletzung im Bereich des linken Oberschenkels. Kapitän Schweinsteiger bekam nach seiner Einwechslung einen Schlag auf das in diesem Jahr schon zweimal verletzte rechte Knie. Beim ihm wurde eine Außenbandzerrung festgestellt.

Die medizinische Abteilung werde gemeinsam mit den Spielern „unter Hochdruck an der Genesung arbeiten“, hieß es in einer Verbandsmitteilung. Allerdings sei der Heilungsverlauf bei beiden nicht exakt zu definieren, die Situation müsse von Tag zu Tag neu bewertet werden.

Definitiv fehlen wird im Halbfinale neben Gomez auch der gelb-gesperrte Innenverteidiger Mats Hummels. „Für uns heißt das, dass wir die neue Situation annehmen und Lösungen finden müssen. Und das werden wir“, erklärte Löw kämpferisch. „Die Qualität des Kaders ist hoch, ich habe volles Vertrauen in alle Spieler - wir werden am Donnerstag bereit sein und freuen uns auf das Halbfinale in Marseille.“

Nach mitreißenden EM-Auftritten kann der krasse Außenseiter Island voller Stolz nach Hause zurückkehren. Die Franzosen spielen zwei Jahre nach ihrer Niederlage im WM-Viertelfinale von Rio de Janeiro am Donnerstag in Marseille wieder gegen Deutschland - diesmal um den Einzug ins Endspiel. Ein Pflichtspielsieg gegen das Weltmeisterteam gelang Frankreich letztmals bei der WM 1958.

Einen EM-Rekord sicherten sich die Isländer immerhin noch - und das schon mit Anpfiff. Als erstes Team in der Turniergeschichte spielten sie auch ihr fünftes Spiel mit der gleichen Startformation. Frankreich ist das Gegenmodell. Trainer Didier Deschamps wechselte immer. Diesmal musste er notgedrungen umstellen, brachte Debütant Samuel Umtiti für den gesperrten Adil Rami in der Innenverteidigung und Moussa Sissoko im Mittelfeld für den ebenfalls wegen zwei Mal Gelb suspendierten N'Golo Kanté in der 4-2-3-1-Formation.

Die Umstellung klappte. Frankreich funktionierte. Vor allem Griezmann und Giroud sorgten für Druck. Nach einem tollen Pass von Blaise Matuidi lief Giroud drei Isländern davon und traf zur frühen Führung.

Island blieb sich treu. Physisch sehr präsent gingen die Fußball-Wikinger an ihr Werk, im Notfall wurde der Ball auch einfach nur nach vorn geschlagen. Doch ausgerechnet im eigentlich den kantigen Isländern zugeschriebenen Lufthoheitsgebiet setzte sich dann der zuvor unauffällige Pogba durch. Mit Wucht drückte er den Kopfball im Zweikampf gegen Kaiserslauterns Jón Dadi Bödvarsson ein.

232:92 Pässe zeigte die Statistik nach gut einer halben Stunde zugunsten der EM-Gastgeber. Die Fans sangen schon lange die Marseillaise. Das isländische Klatschritual «Huh» wurde leiser. Aber: Das Wort aufgeben gibt es im isländischen Fußball-Sprachgebrauch nicht. Fast hätte der Trick mit dem Katapulteinwurf von Kapitän Aron Gunnarsson wie gegen Österreich und England wieder geklappt. Doch Bödvarsson brachte keinen Druck hinter seinen Schuss.

Dann wurde es noch vor der Halbzeit richtig bitter. Payet schoss flach aus der Distanz ein. Und Griezmann küsste seinen Schuh. Dann schloss der EM-Topangreifer einen Konter zum 4:0 ab, mit vier Treffern führt Griezmann die Torjägerliste an. Frankreichs Spieler gingen zum ersten Mal beim Heim-Turnier unter großem Applaus in die Kabine. Höher hatte noch nie ein Team zur Halbzeit bei einer EM geführt. Giroud verteilte schon Küsschen Richtung Tribüne.

Island wirkte bis zum Ehrentreffer durch Sigthórsson k.o. Nur die Fans hielten noch tapfer dagegen. Da aber Frankreich spätestens nach Girouds zweitem Treffer in den Laissez-Faire-Modus schaltete, kamen auch die Isländer noch zu ihren Chancen und dne zweiten Treffer von Bjarnason in der Schlussphase. Deschamps war da schon auf Nummer sicher gegangen und hatte die mit Gelb belasteten Giroud und Laurent Koscielny ausgewechselt.


Mehr zum Thema:  
Sport >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...