Die Nachwehen des gescheiterten Putsches in der Türkei haben der Istanbuler Börse am Mittwoch erneut zugesetzt, wie Reuters berichtet. Der Aktienindex fiel gegen den europäischen Trend um bis zu 1,1 Prozent. Anleihen des Landes warfen Investoren ebenfalls aus ihrem Depot. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zwei-Monats-Hoch von 10,23 Prozent.
Gleichzeitig verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets fünfjähriger türkischer Bonds gegen Zahlungsausfall um 10.000 auf 283.000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit. Damit sind diese Kosten seit dem Umsturzversuch vor knapp einer Woche um etwa ein Viertel gestiegen. Die türkische Währung geriet am Mittwoch ebenfalls unter die Räder. Ein Dollar stieg auf 3,063 Lira und war damit so teuer wie zuletzt vor zehn Monaten.
Ein Ende der Talfahrt sei nicht in Sicht, warnten die Analysten der ING Bank in einem Kommentar. Die politischen Turbulenzen könnten eine Verschlechterung der Bonitätseinstufung nach sich ziehen. Anleger scheuten daher Engagements in der Türkei. Die Analysten der US-Bank JPMorgan sagten voraus, dass internationale Investoren etwa 10 Milliarden Dollar aus türkischen Staats- und Unternehmensanleihen abziehen könnten, sollte diese Papiere das Gütesiegel „Investment Grade“ verlieren. Aktuell wird die Kreditwürdigkeit der Türkei mit „BBB“ benotet - zwei Stufen über „Ramsch“-Status.
Seit dem Putschversuch verfolgt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vermeintliche Regierungsgegner. Zehntausende wurden inhaftiert oder suspendiert.