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Google und Amazon wollen die Energie-Branche erobern

Lesezeit: 2 min
25.09.2016 01:52
Der Energiebranche könnte ein grundlegender Umbruch bevorstehen: Start-Ups und vor allem US-Technologiekonzerne wittern die Chance, die bisherige Marktteilnehmer zu verdrängen. Google & Co. fügen über ausreichend Cash, um das nötige Know-How zuzukaufen.
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Derzeit wird Österreichs Energiemarkt trotz einer Liberalisierung und mehr als 145 Stromlieferanten bis dato von wenigen großen Marktteilnehmern besetzt. So versorgen die zehn größten Lieferanten fast zwei Drittel der Gewerbekunden. Bei den Haushalten sind es sogar 80 Prozent. Vor allem die Trägheit der Kunden in Sachen Preisvergleich und Anbieterwechsel hat zu dieser Stetigkeit beigetragen.

Die zunehmende Digitalisierung des Energiemarktes wird den großen Marktteilnehmern aber in den fünf bis zehn Jahren einiges abverlangen, um ihre Position zu verteidigen. Die Digitalisierung und Liberalisierung ermöglichen es mittlerweile Stromlieferanten, den Strom an der Börse zu kaufen und diesen dann an den Endkunden zu verkaufen. Dadurch ist es auch branchenfremden Unternehmen möglich, den Energiemarkt zu besetzen.

„Die Easybank ist mit der easy green energy GmbH & Co KG ein gutes Beispiel für einen branchenfremden Marktteilnehmer“, heißt es in der aktuellen PWC-Studie zum österreichischen Energiemarkt. Auch Start-ups wie z.B. aWATTar oder STURM Energie sind bereits am Markt. „In Zukunft könnten auch Konzerne wie Amazon oder Google, in Amerika bereits erfolgreiche Windenergieerzeuger, in den österreichischen Markt einsteigen.“

76 Prozent der Energieversorger sehen gerade branchenfremde Unternehmen als Bedrohung. Die Mehrheit der Energieunternehmen plant daher einen Ausbau ihres Portfolios und erwägt Kooperationen. Gerade der Markt für Smart-Home-Applikationen wird von vielen Marktteilnehmern als gute Möglichkeit für eine Neupositionierung angesehen. „Obwohl sich ihr klassisches Kerngeschäft auf die reine Lieferung von Energie beschränkt, gehen inzwischen mehrere Stromlieferanten dem sogenannten „Behind-the-meter“-Business nach.“

Die Studie „Capturing value of Disruption – Technology and innovation in an era of energy transformation“ schätzt die Marktgröße der „Behind-the-meter energy services“ 2020 global auf 40-60 Milliarden US-Dollar. Industrie 4.0 und das damit zusammenhängende Internet of Things werden hier in den kommenden Jahren die Nachfrage von Smart-Home-Applikationen deutlich erhöhen. Auch hier sind branchenfremde Unternehmen wie Google schon tätig. Mit Google Nest und Amazon Echo seien nur ein paar Größen genannt.

„Branchenfremden Unternehmen fehlt es zwar an Fachwissen und Erfahrung, jedoch verfügen z.B. Konzerne wie Google teilweise über enorme freie finanzielle Mittel und können sich das notwendige Know-how sehr schnell aufbauen oder zukaufen“, so die Studie. Etablierte Energieunternehmen müssen deshalb unbedingt die Digitalisierung in ihrem Betrieb vorantreiben, um sich am Markt zu halten. Mit eigenen Forschungsabteilungen wie RWEs Innovation Hub oder Kooperationen mit Start-ups könnten sie den großen multinationalen Unternehmen etwas entgegensetzen.

In diesem Zusammenhang wird die Analyse von Kundendaten auch eine große Rolle spielen. Viele der Kundendaten werden von den etablierten Stromlieferanten bisher kaum genutzt, geschweige denn im eigenen Hause analysiert. Doch genau diese Daten ermöglichen es, Kunden ein ganz spezifisch auf sie zugeschnittenes Angebot zu machen und diese so zu halten. Ein Drittel der befragten Lieferanten sagt, dass die Speicherung von Daten zur Analyse bisher im eigenen Unternehmen noch nicht angestrebt ist. Lediglich ein Viertel nutzt und analysiert die Daten. Bei den österreichischen Netzbetreibern sind es immerhin 30 Prozent. „Um ein Unternehmen langfristig gut aufzustellen, muss es über sich und seine Umwelt Bescheid wissen“, so die Autoren der Studie. „Noch nie waren so viele Daten wie heute verfügbar und noch nie war es möglich, derart viele Informationen in die strategische Ausrichtung eines Unternehmens einfließen zu lassen“

 


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