Deutschland

Bei SLM abgeblitzt: General Electric kauft jetzt Concept Laser

Lesezeit: 2 min
27.10.2016 14:21
Lichtenfels statt Lübeck: General Electric (GE) hat mit dem fränkischen 3D-Druck-Anlagenbauer Concept Laser schnell Ersatz für dessen schleswig-holsteinischen Konkurrenten SLM Solutions gefunden. Der US-Mischkonzern kauft für 549 Millionen Euro zunächst 75 Prozent an dem Familienunternehmen mit 200 Mitarbeitern
Bei SLM abgeblitzt: General Electric kauft jetzt Concept Laser

In einigen Jahren kann General Electric (GE) Firmengründer Frank Herzog auch die restlichen Anteile abkaufen. Bei den SLM-Aktionären war der US-Konzern mit seinem 683 Millionen Euro schweren Übernahmeangebot abgeblitzt. Trotzdem kann er seine 3D-Strategie weiterverfolgen, mit denen GE die Produktionskosten drastisch senken will. Für die Lübecker SLM dürften sich die Aussichten nun verdüstern. Die Aktie brach im Technologieindex TecDax um 14 Prozent auf 32 Euro ein.

3D-Druck gilt als Zukunftstechnik für den Flugzeugbau, aber auch für andere Industrien, so Reuters. GE Aviation will die Technologie unter anderem beim Bau der nächsten Cessna-Baureihe einsetzen. Mit den 3D-Anlagen lassen sich Bauteile in beliebigen Formen herstellen, die bisher gefräst oder gegossen werden mussten - von Zahnkronen bis zu Einspritzdüsen für Triebwerke. Während SLM und Concept Laser auf das Laserschmelzen setzen, hat sich Arcam auf das Elektronenstrahl-Schmelzen konzentriert.

Der Chef der GE-Flugzeugsparte, David Joyce, nannte Concept Laser einen "strategischen Grundpfeiler" der Strategie. Bei dem schwedischen 3D-Druck-Spezialisten Arcam, für die GE gleichzeitig mit dem SLM-Angebot geboten hatte, stockte der US-Konzern seine Offerte um gut fünf Prozent auf umgerechnet 638 Millionen Euro auf und begnügt sich mit 75 statt 90 Prozent. Wie bei SLM hatte der US-Hedgefonds Elliott Advisors auf ein höheres Angebot gewettet - und setzte sich damit zumindest in einem Fall durch. Die Arcam-Aktie stieg in Stockholm auf 300 schwedische Kronen - genau so viel bietet GE jetzt. 46 Prozent haben die Amerikaner bisher sicher, Elliott hielt zuletzt 13 Prozent.

Von den SLM-Aktionären wollten sich nur 47 Prozent statt der geforderten 75 Prozent auf die Übernahme durch GE einlassen. Die Amerikaner orientierten sich angesichts der drohenden Niederlage schnell um. "Wir haben Alternativen", hatte GE-Finanzvorstand Jeff Bornstein schon am Freitag gesagt. "Wir müssen SLM nicht machen. Wir würden gerne." SLM-Chef Markus Rechlin bedauerte die Absage aus den USA. "Als Teil des GE-Konzerns hätten wir die Chance gehabt, unseren Wachstumskurs zu beschleunigen." Das Hin und Her um das Übernahmeangebot haben Kunden und Mitarbeiter verunsichert, räumte Finanzvorstand Uwe Bögershausen ein. Ob SLM seine Umsatz- und Ertragsziele 2016 noch erreichen könne, hänge vom vierten Quartal ab.

Die Analysten der Commerzbank sehen da schwarz. Sie senkten das Kursziel auf 25 Euro und empfahlen den Aktienbestand an SLM zu reduzieren. Bei Arcam seien die Aufträge im dritten Quartal um 25 Prozent eingebrochen, zudem habe sich die Konkurrenz durch den Wiedereinstieg des Lasertechnik-Konzerns Trumpf in den 3D-Markt verschärft. Mit dem Schwenk von GE zu Concept Laser drohe SLM den "wichtigen, wenn nicht derzeit den wichtigsten Kunden" zu verlieren. Mit GE erwirtschaften die Lübecker laut Insidern rund 30 Prozent des Umsatzes.

Firmengründer Herzog hatte Concept Laser im Sommer nach 16 Jahren zum Verkauf gestellt. Er soll die Firma auch in Zukunft leiten und bekommt eine Führungsposition bei GE. Am Firmensitz in Lichtenfels soll kräftig investiert werden. Concept Laser erwartet in diesem Jahr einen operativen Gewinn (Ebitda) von 40 (Vorjahr: 25) Millionen Euro. GE bewertet das Unternehmen mit mehr als 730 Millionen Euro.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...