Allianz-Aktien haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag mit deutlichen Kursgewinnen gestützt. Die Aktien des Versicherers stiegen um 1,4 Prozent auf 150,80 Euro. „Operativer und Reingewinn sind eindeutig höher als erwartet“, schrieb DZ Bank-Analyst Thorsten Wenzel in einem Kommentar. Noch positiver sei, dass die Fondstochter Pimco den Mittelabfluss gestoppt habe. Ermutigende Absatzzahlen von Volkswagen und BMW verhalfen den beiden Autobauern von Kursgewinnen von 2,4 und 4,3 Prozent. Konkurrent Daimler gewann 1,7 Prozent.
Ein Gewinnrückgang drückte Innogy dagegen um 3,1 Prozent ins Minus. „So kurz nach dem Börsengang hatten alle mit einer positiven Überraschung gerechnet“, sagte ein Börsianer. Im Sog ihrer Ökostrom-Tochter verlor RWE 2,8 Prozent. Verkauft wurden auch Werte wie HeidelbergCement oder Siemens - die Börsenlieblinge der vergangenen Tage. Sie büßten 4,4 Prozent und rund ein Prozent ein.
Spekulationen auf einen Wirtschaftsboom unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump sowie ermutigende Firmenbilanzen hatten dem Dax geholfen. Der Leitindex gewann 0,4 Prozent auf 10.667,95 Punkte. Damit legte er auf Wochensicht um vier Prozent zu, der größte Wochengewinn seit April 2015. An den übrigen Börsen Europas machten Anleger am Freitag überwiegend Kasse. Der EuroStoxx50 verlor 0,5 Prozent auf 3030,02 Zähler.
Börsianer hoffen darauf, dass Trump dank Deregulierung und Steuersenkungen die Wirtschaft weltweit ankurbelt. Das könne nicht nur der Wall Street Rückenwind verleihen, sondern auch dem Dax weiter nach oben helfen, sagte Stratege Robert Greil von Merck Finck. Er mahnte jedoch auch zur Vorsicht: „Während aus heutiger Sicht Trumps Pläne für die US-Wirtschaft kurzfristig eher positiv sein könnten, dürften sie langfristig tendenziell negativ sein.“
Die Diskussion um Trumps Wirtschaftspolitik nährte Spekulationen auf eine anziehende Inflation und dadurch steigende Zinsen. Dies trieb die Renditen der zehnjährigen Anleihen aus Deutschland und Frankreich mit 0,345 und 0,794 Prozent auf den höchsten Stand seit fast zehn Monaten. Besonders stark zog die Verzinsung italienischer Papiere an. Mit 2,057 Prozent erreichte sie den höchsten Stand seit knapp anderthalb Jahren. Investoren blicken besonders angespannt auf das hochverschuldete Italien, das Anfang Dezember mit einem Verfassungsreferendum über seine politische Zukunft entscheidet. Durch den Wahlsieg Trumps könnte die italienische populistische Fünf-Sterne-Bewegung nun mehr Zulauf bekommen, fürchten Investoren.
Gleichzeitig schürte eine anstehende Ratingüberprüfung Italiens von Standard & Poors's die Nervosität. Die momentan bei „BBB-„ stehende Bonitätsnote gilt zwar als nicht gefährdet. Jedoch könnte wegen der politischen Risiken und der angeschlagenen Bankenbranche der Ratingausblick „Stabil“ kassiert werden.
Am Devisenmarkt stieg der Dollar -Index, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, auf ein Neun-Monatshoch von 99,125 Punkten. Der Euro fiel um 0,5 Prozent auf 1,0830 Dollar zurück und notierte so niedrig wie seit acht Monaten nicht mehr.