Finanzen

Banken-Krach: Regierung in Italien beruft Krisen-Sitzung ein

Lesezeit: 2 min
22.12.2016 17:15
Die italienische Regierung hat eine Krisensitzung zur Monte Paschi Bank einberufen. Das Kreditinstitut könnte noch heute verstaatlicht werden.
Banken-Krach: Regierung in Italien beruft Krisen-Sitzung ein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Italien  

Die italienische Krisenbank Monte Paschi könnte noch heute verstaatlicht werden. Die italienische Regierung hat für 19.30 Uhr eine Krisensitzung einberufen. Offenbar hat die EZB grünes Licht für die Verwendung von Geldern des Staates gegeben, berichtet Bloomberg.

Der Handel an den europäischen und asiatischen Aktienbörsen verzeichnete am Donnerstag Verluste und nur geringe Handelsvolumen. Offenbar versuchen Investoren, die Situation um die Monte Paschi und mögliche Folgewirkungen abzuschätzen.

An einer Rettung der Monte dei Paschi di Siena auf Kosten des Steuerzahlers führt daher offenbar kaum noch ein Weg vorbei. Eine Kapitalerhöhung über rund drei Milliarden Euro stand am Donnerstag vor dem Scheitern, nachdem die älteste Bank der Welt keinen Ankerinvestor dafür gefunden hatte, berichtet Reuters. Der Staatsfonds von Katar sollte allein Aktien für eine Milliarde Euro zeichnen, sagte aber ab. Die Zeichnungsfrist lief am Mittag ab. Damit muss wohl die italienische Regierung in die Bresche springen, die sich dazu schon bereiterklärt hatte. Nach einem Bericht der Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore könnte sich die Rettung der drittgrößten italienischen Bank durch den Staat aber bis zu drei Monate lang hinziehen. Demnach würde die Übergangsregierung von Ministerpräsident Paolo Gentiloni der drittgrößten Bank des Landes zunächst mit einer Staatsgarantie eine Atempause verschaffen.

Sonst droht dem Institut aus Siena, das unter einem Berg fauler Kredite ächzt, das Geld auszugehen. Monte dei Paschi hatte gewarnt, die Liquidität könnte nur noch vier Monate reichen. Anleger haben in den vergangenen Wochen Milliarden abgezogen. Die Europäische Zentralbank (EZB) als Bankenaufseher hatte gefordert, dass die Bank bis Jahresende fünf Milliarden Euro frisches Kapital aufnehmen muss. Zwei Milliarden Euro davon waren durch einen Tausch von Anleihen in Monte-dei-Paschi-Aktien hereingekommen, den Rest sollte eine Kapitalerhöhung bringen. Doch das scheint illusorisch: "Ohne einen Ankerinvestor gibt es keine Nachfrage von anderer Seite", sagte ein Insider.

Nun soll die Regierung das Loch stopfen. Das Parlament in Rom hatte ihr am Mittwoch 20 Milliarden Euro bewilligt, mit denen ein Sicherheitsnetz über Kreditinstitute in Schieflage aufgespannt werden soll. Der Rettungsplan für Monte dei Paschi könnte noch am Donnerstag oder am Freitag per Notfalldekret in Kraft gesetzt werden. Für die Garantien braucht Italien aber die Zustimmung der EZB und der Europäischen Union. Denn Staatshilfen für Banken sind daran geknüpft, dass auch private Investoren und Anleger dafür bluten müssen. Das ist für Italien ein sensibles Thema, hat Monte dei Paschi eigene Anleihen doch allein an rund 40.000 Privatkunden verkauft. Der drohende Eingriff des Staates in Siena ließ am Donnerstag die Renditen italienischer und spanischer Staatsanleihen leicht steigen.

Monte dei Paschi ist nicht der einzige Problemfall unter den Banken des Landes. Der Banken-Rettungsfonds Atlante verabreicht zwei Regionalinstituten Geldspritzen von insgesamt knapp einer Milliarde Euro: 628 Millionen gehen an die Veneto Banca, 310 Millionen an die Banca Popolare di Vicenza. Atlante hatte beide Institute in diesem Jahr übernommen, nachdem Kapitalerhöhungen gescheitert waren. Atlante will die beiden Banken fusionieren.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...