Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu ist am Dienstag zu einem Auftritt in Hamburg eingetroffen.
Cavusoglu kritisierte Deutschland in seiner Rede. Deutschland verfolge eine "systematische Gegnerschaft zur Türkei", sagte Cavusoglu laut einer Simultanübersetzung des Fernsehsenders n-tv. Türkische Staatsbürger würden in Deutschland "systematisch unterdrückt". Das gehöre sich nicht für eine Freundschaft. Der türkische Außenminister sieht eine "systematische Kampagne" gegen die Türkei, obwohl sein Land niemals eine feindselige Haltung gegenüber Deutschland oder den Deutschen eingenommen habe. Die Türkei habe Deutschland immer als "befreundetes Land" angesehen. "Bitte hört auf, uns Lektionen in Menschenrechten und Demokratie zu erteilen", sagte Cavusoglu angesichts der Umstände seines Auftritts.
Entgegen dem allgemeinen Hype um den Auftritt war die Zahl der erschienenen Fans und Gegner überschaubar: Laut AFP versammelten sich nach Polizeiangaben etwa 200 Anhänger der türkischen Regierung zu dessen am Abend erwarteten Ansprache vor dem Residenz des türkischen Generalkonsuls in der Hansestadt. Etwa 250 Gegner meldet die AFP "in Sicht- und Hörweite hinter Polizeiabsperrungen".
Es gab keine Zwischenfälle. "Wir protestierten heute hier gegen ein gewaltsames System. Ein System, das Menschen einpfercht", sagte ein Redner der laut Polizei von der Alevitischen Gemeinde angemeldeten Kundgebung, an der auch diverse andere Oppositionsorganisationen teilnahmen. Demonstranten trugen Schilder mit Aufschriften wie "Ein-Mann-System nein" oder "Diktator Erdogan – Hayir". Hayir ist das türkische Wort für nein.
Im Garten der Residenz versammelten sich die Besucher zur geplanten Rede des Ministers. Das Gelände selbst war von starken Polizeikräften abgeriegelt. Cavusoglu war gegen 18.15 Uhr mit einer Eskorte an der Residenz eingetroffen.
Cavusoglu hatte ursprünglich am Dienstagabend in einer Hochzeitshalle im Stadtteil Wilhelmsburg vor hunderten Landsleuten auftreten wollen, um für die Einführung des Präsidialsystems in der Türkei zu werben. Dazu gibt es im April eine Referendum, bei dem auch in Deutschland lebende Türken abstimmungberechtigt sind. Die Behörden beanstandeten bei der Begehung jedoch erhebliche "brandschutzrechtliche Mängel" und untersagten die Veranstaltung daher.