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Deutsche-Bank-Analyst Grant Sporre hat in einem Spezialreport die Frage untersucht, was das Besondere am Gold ist und welche Rolle es heute spielt. Sein erklärtes Ziel war es dabei herauszufinden, ob das gelbe Edelmetall aktuell zu teuer oder zu billig gehandelt wird. Und tatsächlich gelingt es ihm, einen „fairen Preis“ zu bestimmen.
Gold ist nach wie vor der ultimative sichere Hafen für den extremen Ernstfall, dass das gesamte Finanzsystem zusammenbrechen sollte. Allerdings ist Gold längst nicht mehr das angesagte Trend-Investment, das es einmal war. Diese Rolle haben ihm die Kryptowährungen wie Bitcoin streitig gemacht, die eine extreme Volatilität und im letzten halben Jahr zudem extreme Preisanstiege gezeigt haben.
Der Goldpreis hingegen bewegt sich seit nunmehr vier Jahren innerhalb eines relativ schmalen Streifens zwischen rund 1.050 Dollar und 1.350 Dollar pro Feinunze. Das ist deutlich unterhalb seines bisherigen Rekordhochs von mehr als 1.900 Dollar im September 2011.
Aber ist der aktuelle Goldvon rund 1.280 Dollar ein „fairer“ Preis? Um diese Frage zu beantworten, hat der Analyst Grant Sporre eine Studie für die Deutsche Bank verfasst. Darin erklärt er zunächst, was Gold eigentlich ist.
„In seiner einfachsten Form, und wir halten hier offensichtliche Dinge fest, ist Gold ein gelbes Metall, relativ selten, und es wird aus der Erdkruste gewonnen. Also sollte eine Bewertung auch genauso einfach sein? Gold ist ein einfacher Rohstoff, beherrscht durch Angebot und Nachfrage, und die Bewertung sollte ein gewisses Verhältnis zu den Kosten aufweisen, um es aus der Erde zu holen? Doch tatsächlich ist das Wesen des Goldes weitaus sprunghafter.“
„Gold kann für viele verschiedene Menschen viele verschiedene Bedeutungen haben – eine Wertaufbewahrung, einen Vermögenswert, ein Tauschmittel, eine Währung, eine Versicherungspolice gegen revolutionäre Ereignisse oder globale Risiken und laut John Maynard Keynes sogar ein ‚barbarisches Relikt’.“
„All das bedeutet, dass es ein eher optimistisches Ziel ist, eine absolute Bewertungsmethode zu finden, die von allen akzeptiert wird, und es ist wahrscheinlicher, dass der Wert des Goldes auf einer relativen Grundlage bestimmt wird, die von der individuellen Wahrnehmung des Goldes abhängt.“
„Zwar behaupten wir, dass es eine gewisse Kunst ist, Gold zu bewerten. Aber wir haben dennoch einen wissenschaftlicheren Rahmen verwendet, um auf jenen wahren fairen Wert zu kommen. Jeder der individuellen Herangehensweisen hat ihre Nachteile, und selbst wenn man den Durchschnitt der verschiedenen Herangehensweisen nimmt, so scheint auch das etwas willkürlich. In unserer Tabelle unten zeigt der Durchschnitt der ausgewählten Messmethoden, dass Gold bei rund 1.015 Dollar pro Unze gehandelt werden sollte.
Dies ist nun die von Grant Sporre erstellte Tabelle mit dem jeweiligen Goldpreis nach neun verschiedenen Messmethoden/Metriken vom Mai 2017 sowie mit einer Angabe, wie sich diese Werte vom tatsächlichen aktuellen Goldpreis unterscheiden:
- Ökonometrisches Modell (DB Rohstoff-Team Vier-Faktoren-Modell) – 1.185 (-6%)
- Gold zum Werterhalt (real mittels PPI) – 735 Dollar (-42%)
- Gold zum Werterhalt (real mittels CPI) – 810 Dollar (-36%)
- Gold zum Werterhalt (relativ zum Pro-Kopf-Einkommen) – 735 Dollar (-42%)
- Gold zum Werterhalt (relativ zum S&P500) – 991 Dollar (-22%)
- Gold als Tauschmittel (relativ zu den Bilanzsummen der vier großen Zentralbanken) – 1.648 Dollar (30%)
- Gold als Rohstoff (verglichen mit der Bergbaukostenkurve) – 1.240 Dollar (-2%)
- Gold als Rohstoff (verglichen mit Kupfer) – 956 Dollar (-24%)
- Gold als Rohstoff / Inflation (verglichen mit Rohöl) – 838 Dollar (-34%)
- Durchschnitt – 1.015 Dollar (-20%)
Vor allem im Vergleich zu den Verbraucherpreisen, zu den Pro-Kopf-Einkommen, zum amerikanischen Aktienindex S&P500 sowie zu den Rohstoffen Kupfer und Rohöl scheint Gold derzeit deutlich überbewertet zu sein.
Tatsächlich gibt es unter den neun Metriken, die Analyst Grant Sporre verwendet, nur eine einzige Metrik, die einen aktuell (deutlich) zu niedrigen Goldpreis nahelegt. Dies ist der Vergleich mit den Bilanzsummen der vier großen Zentralbanken. Die Federal Reserve, die EZB sowie die Zentralbanken von China und Japan haben seit der Finanzkrise im Jahr 2008 ihre Bilanzen in nie dagewesener Weise aufgebläht, um die Finanzmärkte mit einer Schwemme von Zentralbankgeld zu fluten.
Insgesamt kommt die Deutsche Bank in der vorliegenden Studie zu dem Ergebnis, dass man für Gold derzeit einen Aufpreis von circa 20 Prozent auf den „fairen Preis“ von 1.015 Dollar zahlen muss. Analyst Grant Sporre hat auch eine Erklärung dafür, dass Gold derzeit im Vergleich zum „fairen Preis“ zu teuer ist. Er schreibt: „Wir kommen zu dem Ergebnis, dass Gold verglichen mit einer ganzen Reihe von Metriken noch immer mit einem Aufpreis gehandelt wird. [...] Dies legt für uns nahe, dass es in den Märkten zumindest durch die Linse des Goldes eine verstärkte Wahrnehmung von Risiko und Unsicherheit gibt.“
Wie zuverlässig die Berechnungen in der Realität sind, ist allerdings schwer zu sagen: Eben hat Trader der Deutschen Bank gestanden, an der Manipulation des Goldpreises mitgewirkt zu haben.