Deutschlands Autokäufer sind immer stärker verunsichert. Die Neuwagenkäufer greifen immer seltener zu Dieselmodellen, meldete Mitte Mai die Deutsche Presse Agentur (dpa). Nach einer Untersuchung des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen betrug im April der Anteil an Diesel-Fahrzeugen bei Privatkäufen nur noch 23,8 Prozent. Das sei der niedrigste Wert seit dem Auslaufen der Abwrackprämie, mit deren Hilfe 2009 vor allem benzingetriebene Kleinwagen auf den Markt gebracht worden waren.
Anders als Firmenkunden müssen Privatleute häufig das volle Risiko des möglichen Wertverfalls ihres Autos tragen. Sollten sich später auch die Gebrauchtwagenkunden vom Diesel abwenden, baue sich wegen der vielen Diesel-Firmenwagen eine Halde auf, die nur noch über den teuren Export absetzbar sei, erklärt Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Institut. Denn 95 Prozent der Gebrauchtwagen werden von Privatkunden erworben.
Doch auch deutsche Unternehmen träfe ein Verbot ganz beträchtlich. Nach einer Studie vom März 2017 müssten Firmen dann auf das teurere Benzin umstellen. Der Pkw-Diesel entwickelt sich für die Autobauer zum Dauerproblem, heißt es.
Das Hauptproblem für die Unternehmen liegt darin, dass Diesel in Deutschland deutlich günstiger ist als Benzin, weil die Steuerlast um 18 Cent pro Liter niedriger liegt. Da Firmenfahrzeuge in der Regel deutlich höhere jährliche Fahrleistungen haben als Privatfahrzeuge, macht sich der Steuervorteil bei Dieselkraftstoff für Unternehmen besonders bemerkbar. Ein Umstieg auf Benziner führt daher zu höheren Kosten für die Unternehmen.
Stuttgart will als erste deutsche Großstadt den Diesel aus der Innenstadt verbannen. Anfang Mai präsentierte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den umstrittenen Entwurf des neuen Luftreinhalteplans für Stuttgart. Erneut verteidigte er die geplante Einschränkungen für Autofahrer, wie dpa berichtet. An Tagen mit hoher Schadstoffbelastung sind Fahrverbote für ältere Diesel vorgesehen, die die jüngste Abgasnorm Euro 6 nicht erfüllen. Wenn man weniger Verkehr erreichen wolle, könne es nicht für alle Ausnahmen geben, betonte er. Auch das Land Bayern zwingt der Verwaltungsgerichtshof zur Vorbereitung von Diesel-Fahrverboten in München bis zum 31.12.2017, wie ein Anfang März veröffentlichter Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs zeigt. Hamburg und Düsseldorf könnten bei älteren Diesel-Motoren alsbald nachziehen. Im Mai kündigte die Hansestadt Hamburg an, im Rahmen des neuen Luftreinhalteplans zwei Hauptverkehrsadern das ganze Jahr über für ältere Diesel-Fahrzeuge sperren zu wollen.
Solche Fahrverbote träfen viele Betriebe: Fernbusse, Paketzusteller, das Kleingewerbe, Dienstleister und Taxiunternehmen. Gerade Taxen sind noch mit den älteren Dieselmotoren der Klasse Euro-5 unterwegs. Zwar gibt es die Möglichkeit, diese Euro-5 Motoren nachzurüsten, doch noch ist unklar, auf wessen Rechnung das geschehen soll. Unter dem Strich, wenn keine Einigung von Seiten der Politik auf der Agenda steht, bleiben dann die Kosten am Verbraucher hängen, da die Kosten wohl an die Kunden weitergereicht werden.
Die Nachrüstung der Autos mit einer besseren Abgasreinigung könnte nach Einschätzung von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks aus der Staatskasse mitfinanziert werden, wie dpa berichtete. Doch was die Dieselmotoren der Klasse Euro-6 betrifft, so hat beispielsweise Volkswagen bereits drei Viertel seiner Konzern-Diesel umgerüstet.