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OECD erwartet robustes Wachstum der Weltwirtschaft

Lesezeit: 2 min
19.06.2017 07:50
Die Industriestaatengruppe OECD erwartet ein Anziehen der Weltwirtschaft. Deutschland profitiert dabei vorerst von dem günstigen Euro-Wechselkurs.
OECD erwartet robustes Wachstum der Weltwirtschaft

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Das globale Wachstum wird demnach auf knapp über 3,5 Prozent im Jahr 2018 steigen, wie die Organisation kürzlich in ihrem aktuellen Konjunkturausblick mitteilte. Treffen diese Zahlen zu, dann läge das Wachstum knapp über dem Wert von Vorjahr, in dem die Weltwirtschaft um 3,0 Prozent gewachsen ist.

Die OECD setzt in ihrer Prognose auf Impulse aus den USA: Zum Aufschwung sollten demnach die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Konjunkturimpulse beitragen. Für die Vereinigten Staaten rechnet die OECD nach dem schwachen Jahresauftakt mit einer Belebung des Wachstums auf 2,25 bis 2,5 Prozent im Zeitraum 2017/18.

Trump hatte angekündigt, die Konjunktur mit einer radikalen Steuerreform anzukurbeln. Bei dem Thema gibt es aber selbst unter den Republikanern im Kongress Streit. So dürfte es schwierig werden, bei der Höhe der Steuersätze, der Gegenfinanzierung oder der Frage des Haushaltsdefizites Kompromisse zu finden.

OECD-Experte Christian Kastrop sieht laut Reuters in der Fiskalpolitik in den USA jedoch auch Risiken: „Die Politik könnte zu Zinssteigerungen in den USA führen. Die Verwundbarkeit für das Weltfinanzsystem ist weiter hoch.“

Die OECD weist auf die Möglichkeit hin, dass der US-Arbeitsmarkt rascher anziehen könnte als erwartet: Dies könnte Spannungen bei den Löhnen auslösen, was die Notenbank letztlich dazu zwingen würde, stärker gegenzusteuern. „Ein wachsendes Zinsgefälle zwischen den Vereinigten Staaten und anderen großen Währungsräumen könnte infolge unvorhersehbarer Finanzströme zunehmende Finanzmarktspannungen und -turbulenzen verursachen“, warnen die OECD-Volkswirte.

Mit einer gewissen Skepsis blickt die Organisation auf die Wirtschaft Großbritanniens: Das BIP-Wachstum werde sich den Prognosen zufolge 2017 auf 1,6 Prozent und 2018 dann deutlicher auf ein Prozent verlangsamen. Eine verstärkte Unsicherheit im Zusammenhang mit dem geplanten Ausstieg aus der Europäischen Union könnte die Investitionstätigkeit „über Erwarten“ hemmen, so die OECD.

Besonders optimistisch ist die OECD dagegen für Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde in diesem Jahr wohl um 1,7 Prozent und 2018 um 2,0 Prozent zulegen. Damit ist die OECD optimistischer als die Bundesregierung und die führenden Forschungsinstitute. Zu Jahresbeginn war die hiesige Wirtschaft mit 0,5 Prozent doppelt so schnell gewachsen wie ihr US-Pendant. Doch im April musste die Industrie einen Rückschlag hinnehmen: Die Aufträge gingen überraschend deutlich um 2,1 Prozent zurück.

„Der Trend zeigt trotz des Dämpfers weiterhin nach oben. Die Firmen erwarten 2017 nochmals bessere Geschäfte im In- und Ausland“, sagte die Konjunkturexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Sophia Krietenbrink der Nachrichtenagentur Reuters.

OECD-Chefökonomin Catherine Mann appellierte an die politisch Verantwortlichen, das gesamte Spektrum internationaler Wirtschaftskooperationen zu nutzen, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Die US-Regierung behält sich laut Finanzminister Steven Mnuchin das Recht vor, im globalen Handel für mehr Gleichgewicht zu sorgen. Trump hat dabei unter anderem Deutschland und China im Visier. Beide Staaten hat er wiederholt wegen ihrer hohen Exportüberschüsse scharf kritisiert.

Die OECD weist Deutschland allerdings auch darauf hin, dass die hohen Überschüsse nicht dauerhaft garantiert seien: Einer der Gründe für die Vorteile der deutschen Exportwirtschaft sei nämlich der „günstige Wechselkurs des Euro“.

Für Berlin bleibe es eine Aufgabe, Strukturreformen anzupacken. „Wir sind besorgt, dass in dieser Beziehung in Deutschland zu wenig passiert.“ Die hiesigen Exporteure profitieren aus Sicht der OECD von der starken Nachfrage aus Asien und den USA. Diese dürfte sich allerdings abschwächen, wenn der Euro wieder aufwertet und China bei den Importen nicht mehr so kräftig zulegt.


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