Finanzen

Spekulanten werden nervös: Ölpreis zieht weiter nach unten

Lesezeit: 2 min
21.06.2017 00:44
Die Preise für Rohöl sacken seit Tagen ab. Spekulanten liquidieren ihre Positionen, weil sie nicht mehr mit einer Trendwende rechnen.
Spekulanten werden nervös: Ölpreis zieht weiter nach unten

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Die Notierungen für Rohöl waren auch am Dienstag wie bereits in den Tagen zuvor deutlich eingebrochen. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 2,3 Prozent auf 45,85 Dollar je Barrel (159 Liter). Das war der tiefste Stand seit mehr als sieben Monaten. US-Leichtöl der Sorte WTI gab 2,2 Prozent nach auf 43,22 Dollar – ebenfalls ein Sieben-Monats-Tief. Analysten führten den Preisrückgang auf eine höhere Ölproduktion in Libyen und Nigeria zurück, die von der Förderbegrenzung der Opec-Staaten ausgenommen sind.

„Die jüngsten Produktionsdaten sind alles andere als ermutigend“, erklärten die Experten der US-Investmentbank Morgan Stanley. Auch die Ölproduktion in den USA, die nicht Mitglied des Opec-Kartells sind, nimmt seit einigen Monaten stetig zu und erhöht so dass globale Überangebot. Rohstoffanalyst Tamas Varga vom Londoner Broker PVM Oil Associates schließt nicht aus, dass der Preis für Brent bald auf 45 Dollar fällt.

Der saudi-arabische Energieminister Khalid al-Falih betonte dagegen in einer Londoner Branchenzeitung, der Ölmarkt sei auf dem Weg in die richtige Richtung. Er brauche jedoch noch eine gewisse Zeit, um sich auszubalancieren. Die Einlassung al-Falihs trägt bereits Züge der Verzweiflung – insbesondere wenn man bedenkt, dass die Staatsfinanzen Saudi-Arabiens aufgrund der niedrigen Ölpreise in eine schwere Schieflage geraten sind.

Die 13 Staaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und elf weitere Länder hatten im Mai eine Verlängerung ihrer Öl-Produktionsgrenze um neun Monate bis März 2018 beschlossen, um die Preise zu stabilisieren. Dies scheint ihnen nicht zu gelingen. Grund dafür ist laut Experten vor allem, dass Fracking-Unternehmen in den USA sehr flexibel auf Preissteigerungen reagieren und ihr Angebot ausweiten können. Sobald die Preise steigen, steigt somit auch das US-Ölangebot, wodurch das Preisniveau wiederum gedämpft wird. Mitte 2014 hatte ein Fass Öl noch mehr als 100 Dollar gekostet.

Der Finanzblog Zerohedge weist auf einen weiteren Faktor hin, der zum gegenwärtigen Abverkauf am Ölmarkt beiträgt. Demzufolge liquidieren immer mehr Hedgefonds ihre Wetten auf einen steigenden Preis, weil sie kalte Füße bekommen haben. Dies schlägt sich über die Öl-Futures auf den Preis für Rohöl nieder. „Die Marktstimmung bleibt sehr angespannt. Und dies wird weiter so bleiben – es sei denn, es kommt zu einer sehr großen Überraschung“, zitiert Bloomberg einen Analysten der Commerzbank.

Wie sehr die Ölpreise strukturell unter Druck sind zeigt sich auch daran, dass selbst neue Spannungen zwischen wichtigen Förderstaaten am Persischen Golf die Notierungen am Dienstag nicht nach oben treiben konnten. Saudi-Arabien hat nach eigenen Angaben drei mutmaßliche iranische Soldaten festgenommen, die mit einem Boot in das Hoheitsgebiet des Königreiches eingedrungen und auf eine saudische Öl-Plattform zugesteuert seien.

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