Politik

Spannungen zwischen Saudi-Arabien und der Türkei

Lesezeit: 2 min
25.06.2017 00:23
Die Türkei eilt Katar in der Isolation zur Hilfe. Dies erhöht die ohnehin bestehenden Spannungen zwischen Ankara und Riad.
Spannungen zwischen Saudi-Arabien und der Türkei

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In der Katar-Krise haben vier arabische Staaten einem Insider zufolge ihre Bedingungen für ein Ende ihres Boykotts übermittelt. Innerhalb von zehn Tagen müsse das Emirat 13 Forderungen erfüllen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag von einem Vertreter der Ländergruppe bestehend aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Bahrain. Unter anderem müsse die Regierung in Doha den Fernsehsender Al-Jazeera schließen und ihre Verbindungen zum Iran einschränken, dem Erzfeind der Boykott-Staaten.

Nach der Frist ist das Verhandlungsangebot offenbar hinfällig. Katars Außenminister Mohammed bin Abdulrahman al-Thani hatte am Montag Verhandlungen so lange ausgeschlossen, wie die Isolation aufrechterhalten werde. Unterstützt wird Katar nicht nur vom Iran, der mit Saudi-Arabien um die Vorherrschaft in der Region buhlt. Auch die Türkei steht auf der Seite des Emirats. Unlängst schickte das Nato-Land ein Schiff mit Hilfslieferungen sowie einige weitere Soldaten nach Katar.

Die Forderung der vier arabischen Länder, die türkische Militärbasis in Katar zu schließen, stieß in Ankara umgehend auf Widerstand. Verteidigungsminister Fikri Isik erklärte im Fernsehen, der Stützpunkt stehe nicht infrage. Die Einrichtung diene nicht nur der der Sicherheit Katars, sondern der gesamten Region. Jede Forderung, die Anlage zu schließen, sei eine Einmischung in die bilateralen Beziehungen der Türkei mit Katar, zitiert die Zeitung Milliyet Isik.

Doch auch in Syrien gibt es Differenzen zwischen Saudi-Arabien und der Türkei. Am Donnerstagabend hatte der Sprecher des türkischen Präsidialamts, Ibrahim Kalin, gesagt, dass die Vereinbarungen aus den Friedensgesprächen in Astana umgesetzt werden würden. Damit machte Kalin deutlich, dass dem Iran bei der Zukunft Syriens eine Rolle zugesprochen wird. Zwischen Russland, der Türkei und dem Iran sei ein Mechanismus zur Errichtung von Deeskalationszonen errichtet worden. „Höchstwahrscheinlich wird Idlib unter türkisch-russischer Beobachtung, Damaskus unter russisch-iranischer Beobachtung und Daraa (Anm.d.Red. im Süden des Landes) unter jordanisch-amerikanischer Beobachtung gestellt werden. Bis zu den Gesprächen in Astana im Juli werde der Plan konkretere Formen annehmen“, zitiert der türkische Sender NTV Kalin.

Nach Angaben des türkischen Nahost-Experten Hüsnü Mahalli planen die Golf-Staaten, die Türkei mittelfristig in einen kriegerischen Konflikt mit dem Iran zu verwickeln. Als Vorbild diene den Golf-Staaten der Erste Golfkrieg zwischen dem Irak und dem Iran. Saudi-Arabien spiele bei diesem Plan eine wichtige Rolle. Die Aussagen Mahallis sind deshalb bemerkenswert, weil auch US-Denkfabriken und Informationsdienste von einer Eskalation zwischen Ankara und Teheran ausgehen.

Rheva Bhalla, von der US-Denkfabrik Stratfor, hatte bereits im Jahr 2015 in einer Analyse aus dem ein düsteres Szenario für den Irak gezeichnet. Denn dort sei die Grundlage für Eskalation zwischen der Türkei und dem Iran gelegt worden. Teheran unterstütze die Zentralregierung in Bagdad und Ankara unterstütze die Kurden im Nordirak.

Sowohl die Zentralregierung als auch die Iraner seien unzufrieden mit der türkisch-kurdischen Annäherung im Nordirak. Die Türken und Kurden befinden sich aktuell in Verhandlungen, um die Türkei mit irakischen Energieträgern aus dem Nordirak zu versorgen. Das Öl soll schon bald fließen. Bagdad und Teheran sind gegen diese Verhandlungen.

Dieser Energiepakt komme einer Unabhängigkeits-Erklärung der Kurdenregion des Irak gleich. Es sei aber auch eine von der Türkei geförderte Kriegserklärung an Bagdad und seiner „persischen Sponsoren“, Stratfor-Analystin Bhalla. Der „Sponsor“ der Kurden des Nordirak sei die Türkei. Damit legt Bhalla zunächst die Fronten fest.

„Die uralte türkisch-persische Rivalität wird in Kurdistan wiedererweckt werden“, schreibt Bhalla. Der Iran werde auch Militär-Operationen auf seinem eigenen Territorium als Vorwand nutzen, um Militäroperationen in der Kurdenregion des Irak durchzuführen. Doch spätestens dann würde die Türkei ins Spiel kommen und müsste dann als Schutzmacht der Kurden auftreten. Ein Krieg zwischen dem Iran und der Türkei wäre das Ergebnis.

Der letzte Krieg zwischen den Türken und den Persern fand zwischen 1623 und 1639 statt. Bei der Auseinandersetzung ging es um territoriale Ansprüche im Irak. Am 17. Mai 1639 wurde ein Friedensvertrag geschlossen. Die aktuellen Grenzen zwischen der Türkei und dem Iran gehen zurück auf diesen Vertrag. Davor gab es über 150 Jahre lang immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Türken und heutigen Iranern.

Es ist davon auszugehen, dass sowohl die USA als auch die Golf-Staaten unter Führung von Saudi-Arabien die Türkei als Gegengewicht zum Iran unterstützen und das Land nach dem Beispiel Saddam Husseins in eine Eskalation mit dem Iran treiben wollen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...