Finanzen

EZB will bei Zins-Wende übervorsichtig vorgehen

Lesezeit: 1 min
03.07.2017 22:46
In der EZB herrscht offenbar Nervosität über die Geschwindigkeit beim Ausstieg aus der extremen Geldpolitik.
EZB will bei Zins-Wende übervorsichtig vorgehen

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Heftige Marktreaktionen nach einer Schlüsselrede von EZB-Präsident Mario Draghi bereiten manchen Euro-Wächtern Sorgen. Zwar werde der EZB-Rat auf seinem Zinstreffen am 20. Juli wahrscheinlich diskutieren, ob die Europäische Zentralbank (EZB) in der Kommunikation einen weiteren Minischritt in Richtung Abkehr von der ultralockeren Ausrichtung gehen soll, sagten mehrere Vertreter von Notenbanken der Euro-Zone zu Reuters. Doch der kräftige Kursanstieg des Euro und der Anleihe-Renditen nach Draghis Äußerungen auf einer Notenbank-Konferenz in Portugal habe manche Währungshüter aufgeschreckt. Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat in ihrem aktuellen Bericht die Zentralbanken aufgefordert, sich von den extremen Zinssätzen zu verabschieden, jedoch darauif verwiesen, dass die Kehrtwende vorsichtig erfolgen solle.

Bundesbank-Chef Jens Weidmann hatte bereits Anzeichen für ein Einschwenken auf eine Normalisierung gesehen.

Reuters zufolge fragen sich einige Notenbanker nun, ob es sinnvoll sei, bei dem Juli-Ratstreffen in Frankfurt die Option auf eine Verlängerung und/oder Ausweitung ihrer billionenschweren Anleihenkäufe aus ihrem Ausblick zu streichen. "Wir müssen sehen, wie sich der Markt entwickelt zwischen heute und dem Treffen", sagte einer der Insider. Es sei besser, übervorsichtig zu sein. Experten zufolge könnte der Markt die Streichung als Hinweis darauf deuten, dass sich die Euro-Notenbank noch stärker in Richtung Abkehr von ihrer ultralockeren Geldpolitik bewegt. Ein weiterer Insider sprach davon, möglicherweise sei es sinnvoll, nur Teile aus dem Ausblick für die Wertpapierkäufe zu nehmen - also entweder den Hinweis auf einen größeren Kaufumfang oder die Option auf eine zeitliche Verlängerung.

Die EZB hatte im Juni angesichts zunehmend solider Wirtschaftsdaten bereits einen Minischritt in Richtung Kurswende gewagt, indem sie die bislang stets erwähnte Option auf noch tiefere Schlüsselzinsen aus ihrem Ausblick entfernte. An den Börsen wird aktuell spekuliert, dass die EZB 2018 ihre Wertpapierkäufe schrittweise reduzieren könnte. Momentan kauft sie monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von 60 Milliarden Euro auf. Das Gesamtprogramm soll noch bis mindestens Ende dieses Jahres laufen und dann ein Volumen von 2,28 Billionen Euro erreichen.

Laut Bundesbank-Präsident Jens Weidann besteht zwar im EZB-Rat aktuell Einvernehmen darüber, dass eine expansive Geldpolitik derzeit angemessen ist. Es werde aber kontrovers diskutiert, wie expansiv die Geldpolitik sein müsse, sagte er am Wochenende. Viel dürfte Volkswirten zufolge von der weiteren Konjunktur- und Inflationsentwicklung abhängen. Näheren Aufschluss hierüber dürften neue Wirtschaftsprognosen der EZB-Volkswirte liefern, die zur September-Zinssitzung erwartet werden. Ökonomen gehen davon aus, dass die EZB dann oder spätestens auf ihrer Sitzung im Oktober ankündigt, wie es mit den in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufen nach Ende Dezember weitergehen soll.


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