Angesichts der Neuausrichtung der deutschen Türkei-Politik rechnet die Wirtschaft mit "deutlichen Einbrüchen bei den Exporten". Sollten die im Raum stehenden Maßnahmen umgesetzt werden, würden "auch die Investitionen darunter weiter leiden", erklärte der Außenhandelsverband (BGA) am Donnerstag. Die ohnehin vorhandene Unsicherheit bei deutschen Unternehmen steige angesichts der jüngsten Entwicklungen "noch einmal rapide".
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte zuvor eine "Neuausrichtung" der deutschen Politik gegenüber der Türkei angekündigt. Dazu gehört eine Verschärfung der Reisehinweise. Zudem sollen staatliche Bürgschaften bei Investitionen deutscher Unternehmer auf den Prüfstand kommen. Anlass für die Maßnahmen der Regierung sind die jüngsten Inhaftierungen von politischen Aktivisten in der Türkei.
"In der derzeitigen Lage kann man sicherlich keinem Unternehmen dazu raten, Investitionen zu tätigen", erklärte der BGA. Das sei eine "Eskalation" und "bitter für alle Beteiligten". Der Vertrauensverlust sei enorm und Vertrauen sei bei der Wirtschaft das Wichtigste.
Jedoch kommt der deutsche Außenhandel insgesamt nicht ins Wanken, wenn der Handel mit der Türkei wegfällt, wie der BGA weiter ausführte. Bei den Exporten stand das Land demnach im vergangenen Jahr auf Platz 15, bei den Importen war es Platz 16.
Insgesamt führten deutsche Unternehmen 2016 Waren im Wert von 21,9 Milliarden Euro in die Türkei aus - fast die Hälfte davon machen Autos und Maschinen aus. Die Einfuhren aus der Türkei betrugen 15,4 Milliarden Euro, der größte Posten sind hier Textilien. Die deutschen Direktinvestitionen in die Türkei betrugen 2016 laut Zahlen des türkischen Wirtschaftsministeriums rund 430 Millionen US-Dollar. Gut 6800 deutsche Firmen seien in der Türkei aktiv.