Finanzen

USA bleiben beim Erdöl weit hinter Saudi-Arabien zurück

Lesezeit: 2 min
20.07.2017 17:43
Die US-Ambitionen, zu einem globalen Player beim Erdöl zu werden, dürften nicht von Erfolg gekrönt sein.
USA bleiben beim Erdöl weit hinter Saudi-Arabien zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

US-Energieminister Rick Perry glaubt, dass die USA künftig den globalen Energiemarkt dominieren könnten, indem in hohem Umfang heimisches Öl, Gas und Kohle exportiert werden. Die Financial Times berichtet, dass Präsident Donald Trump die heimischen Kapazitäten für den Export von Flüssig-Gas (LNG) ausbauen will.

Eine wichtige Funktion zur Erlangung der Vorherrschaft am globalen Ölmarkt spielt das Erdölfeld im Permischen Becken im Bundesstaat Texas. Dort sollen sich mit geschätzten 75 Milliarden Barrel (159 Liter-Fass) an Öl die zweitgrößten Erdölvorkommen der Welt befinden. Die weltweit größten bislang bekannten Ölvorkommen befinden sich im Ghawar-Feld in Saudi-Arabien.

Aus einer Analyse von Oilprice.com geht jedoch hervor, dass die Ölvorkommen im permischen Becken und damit auch das Potenzial, zur Ölmacht aufzusteigen, überschätzt werden. Im Verlauf des aktuellen Jahres hätten die USA täglich neun Millionen Barrel Rohöl pro Tag importieren müssen. „Wie kann der weltgrößte Importeur von Erdöl zu einem Lieferanten werden, von dem andere Länder abhängen sollen?“, fragt oilprice.com.

In einer Statistik des BP Statistical Review Of World Energy 2017 liegen die USA in der Rangliste der Länder mit den größten Ölvorkommen nur auf Platz 10. Damit spielt das Land nicht in derselben Liga wie Saudi-Arabien, Venezuela, Kanada, der Iran, der Irak oder Russland. Diese sechs Staaten verfügen durchschnittlich über vier Mal so große Reserven wie die USA, schreibt BP.

In einem Ranking von Rystad über die Schätzung förderbarer Energieressourcen ist Saudi-Arabien mit Ölvorkommen in Höhe von 276 Milliarden Barrel weltweiter Spitzenreiter. Die USA liegen mit 263 Milliarden Barrel auf Platz zwei. Anschließend folgen Russland mit 181 Milliarden Barrel, Kanada mit 158 Milliarden Barrel, der Iran mit 135 Milliarden Barrel, der Irak und Brasilien mit jeweils 110 Milliarden Barrel, Venezuela mit 72 Milliarden Barrel und Mexiko mit 68 Milliarden Barrel.

Allerdings gibt Rystad bezüglich des Rankings auch an, dass es sich um erwiesene Öl-Ressourcen, eventuelle Öl-Ressourcen und risikoreiche künftige Öl-Ressourcen in unentdeckten Öl-Feldern handele – was hochspekulative Annahmen sind.

Überhaupt die Schätzungen über die Öl-Ressourcen im Permischen Becken weit voneinander ab. Der Vorstandsvorsitzende von Pioneer Natural Resources, Scott Sheffield, behauptet, dass die förderbaren Öl-Quellen im Permischen Becken bei über 160 Milliarden Barrel liegen würden, berichtet Worldoil.com.

Nach Angaben von Wood Mackenzie soll die Ausbeutung des Permischen Beckens dazu führen, dass die Öl-Produktion in den USA bis zum Jahr 2024 um drei Millionen Barrel pro Tag steigen kann. Doch das Amt für Energiestatistik des US-Energieministeriums (EIA) widerspricht all diesen Schätzungen und Angaben. Die EIA schätzt die LTO-Ölvorkommen im Permischen Becken auf nur 782 Millionen Barrel. LTO-Ölvorkommen sind Ölvorkommen in der Region North Dakota und Texas, wo sich auch das Permische Becken befindet.

Oilprice.com richtet sich nach den Angaben der Firmen, die in Texas und North Dakota vor Ort operativ tätig sind. Aus den Angaben der Firmen können förderbare Ölvorkommen im Permischen Becken in Höhe von nur 3,7 Milliarden Barrel abgeleitet werden, so das Online-Magazin.

Der Wunsch von US-Energieminister Perry könnte immer ein Wunsch bleiben. Die USA müssten ihre gesamten Ölvorkommen wahrscheinlich verdoppeln, um ein tonangebendes Land auf dem weltweiten Ölmarkt zu werden. Eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Ölvorkommen im Permischen Becken reicht für dieses Ziel wahrscheinlich nicht aus.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU blockiert Übernahme von ITA Airways und schützt Lufthansa vor sich selbst
27.03.2024

Brüssel hat neue Hürden für die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways aufgestellt. Die dänische EU-Kommissarin...