Finanzen

Bank-Aktien bleiben wegen Krise Risiko-Papiere

Lesezeit: 2 min
24.07.2017 17:32
Beobachter warnen vor Investitionen in Bankaktien – besonders in Deutschland.
Bank-Aktien bleiben wegen Krise Risiko-Papiere

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Bank-Aktionäre haben in den vergangenen zehn Jahren besonders starke Nerven bewahren müssen. In der Finanzkrise sackten die Titel von Geldhäusern weltweit ab. Während seitdem vor allem die US-Banken die Wende an der Börse geschafft haben, dümpeln die Kurse der beiden großen deutschen Geldhäuser Deutsche Bank und Commerzbank noch immer auf dem Niveau herum, auf das sie in den Krisenjahren 2007 bis 2009 abgerutscht sind. Händler und Analysten raten weiter davon ab, sich mit Aktien der hiesigen Institute einzudecken, berichtet Reuters.

„Man kann inzwischen wieder guten Gewissens in fast allen Ländern in Bankaktien investieren, außer in Deutschland“, sagt Aktienhändler Stefan de Schutter vom Brokerhaus Alpha Trading. „Langfristige Investments in Deutsche Bank und Commerzbank sollten gut überlegt werden, denn die Probleme der Banken sind einfach zu groß.“ Auch Bankanalyst Michael Seufert von der NordLB ist skeptisch. „Das Umfeld für die deutschen Banken ist und bleibt schwierig. Auch wenn eine Euphorie aufgetreten ist, dass sich an dem Niedrigzinsumfeld bald etwas ändern könnte, ist das kein Grund zum Jubeln.“

Die Kurse von Deutscher Bank und Commerzbank haben seit dem Beginn der Finanzkrise rund 90 Prozent an Wert eingebüßt. Neben den Problemen im Kreditgeschäft, die durch die Finanzkrise zutage getreten sind, leiden sie unter den anhaltend niedrigen Leitzinsen in der Euro-Zone. Dadurch ist es für sie schwerer geworden, auskömmliche Erträge zu erwirtschaften. Spekulationen auf ein baldiges Ende dieser ultralockeren Geldpolitik trieben die Aktien der Banken in den vergangenen Monaten zwar wieder nach oben. Deutsche Bank und Commerzbank hinken wie die beiden Schweizer Institute Credit Suisse und UBS ihren Rivalen an der Börse aber weit hinterher.

So legten die Aktien der spanischen Banco Santander, der französischen Institute Credit Agricole und Societe Generale oder der britischen Häuser HSBC und Barclays deutlich stärker zu und sind teilweise wieder so viel wert wie vor der Krise. Die Titel der US-Investmentbank Goldman Sachs erreichten kürzlich sogar ein Rekordhoch. „Die meisten Banken in den USA und anderen europäischen Ländern haben ihre Hausaufgaben gemacht und stehen auf soliden Beinen“, sagt Händler de Schutter. Auch die Regierungen, die den Banken in der Krise Staatshilfe gewährt haben, hätten sich rechtzeitig zurückgezogen. An der Commerzbank ist die Bundesregierung dagegen noch beteiligt. Das schrecke viele Investoren ab. Der Staat schoss der Bank in der Krise 18 Milliarden Euro zu, um einen Zusammenbruch zu verhindern.

Ein großer Belastungsfaktor für die beiden im Dax notierten Banken ist nach Meinung der Experten ein altbekanntes Problem: Der deutsche Bankenmarkt ist stark zersplittert, weil Volksbanken und Sparkassen mitmischen. „Dadurch ist der Wettbewerb viel höher als in anderen Ländern und der Druck auf die Gewinnmargen größer“, sagt Seufert. Er empfiehlt Deutsche Bank und Commerzbank zum Verkauf. Der NordLB-Analyst rät auch zur Vorsicht bei US-Bankaktien, ihre Bewertung sei schon sehr hoch. Sie seien zwar gestärkt aus der weltweiten Finanzkrise hervorgegangen, aber die Fantasien über steigende Leitzinsen seien weitgehend eingepreist. „Anlagen in Finanztitel sollten generell sehr gut überlegt werden.“

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