Die großen europäischen Energie- und Ölkonzerne haben im zweiten Quartal deutliche Gewinne eingefahren und die Markterwartungen weitgehend übertroffen, berichtet Reuters. Dabei profitierten sie meist von höheren Öl- und Gaspreisen, wie einige von ihnen am Donnerstag mitteilten. Branchenführer Royal Dutch Shell konnte seinen Gewinn zwischen April und Juni mit 3,6 Milliarden Dollar mehr als verdreifachen. Auch der französische Öl-Riese Total verdiente dank Einsparungen überraschend viel. Der Nettogewinn stieg um 14 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar.
Der norwegische Konzern Statoil konnte seinen operativen Gewinn mit 3,02 Milliarden Dollar mehr als verdreifachen. Der Konkurrent Repsol steigerte den Überschuss um rund 44 Prozent auf rund 582 Millionen Dollar. Die Spanier bauten ihre Schulden weiter ab und profitierten so neben der Erholung der Ölpreise auch von geringeren Finanzierungskosten.
Anfang des zweiten Quartals 2016 pendelte der Ölpreis bei 37 Dollar pro Barrel (159 Liter), stieg dann zum Jahreswechsel auf 58 Dollar und liegt derzeit bei rund 50 Dollar, nachdem er in den vergangenen Wochen wieder auf bis zu 43 Dollar abgesackt war. Während des Ölpreisverfalls hatten die Energieriesen zum Teil drastische Sparpakete aufgelegt. Dies schlägt sich nun positiv in den Geschäftszahlen nieder. Zum Start des dritten Quartals seien die Ölpreise allerdings weiter schwankungsanfällig, betonte Total.
Die langfristigen Aussichten für die Erdöl-Preise schätzen Beobachter allerdings negativ ein. Maßgeblich für diese Einschätzung ist das globale Überangebot, welches hauptsächlich auf hohe Angebotsausweitungen durch amerikanische Fracking-Produzenten zurückzuführen ist. Zudem gilt es als unsicher, ob das Förderkartell Opec die zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Förderkürzungen durchhalten kann, um die Preise zu stabilisieren. Im Kartell sind zahlreiche – teilweise miteinander rivalisierende – Staaten vereint, die aus Eigeninteresse jederzeit gegen die Abmachungen verstoßen könnten.