Der Kapital-Abfluss aus Italien ist im vergangenen Monat deutlich zurückgegangen, berichtet Reuters. Die Nettoverbindlichkeiten des Landes im Zahlungssystem Target 2 der Notenbanken der Euro-Zone verringerten sich im Juli im Vergleich zum Vormonat um 16,12 Milliarden Euro auf jetzt 397,74 Milliarden Euro, wie die Bank von Italien am Montag mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit Februar.
Der gesamte grenzüberschreitende Zahlungsverkehr der Banken wird im Euro-Raum über Target-2 abgewickelt. Die Target-Salden zeigen die Verbindlichkeiten und Forderungen an, die bei den nationalen Notenbanken der Eurozone durch die Transaktionen entstehen. Deutschland ist mit Abstand größter Gläubiger in dem Verrechnungssystem, was zu scharfer Kritik einiger Beobachter geführt hatte. Manche deutschen Volkswirte sehen in hohen Target-Forderungen eine Gefahr für Deutschland. Sollte es zu einem Auseinanderbrechen der Eurozone kommen, würden diese nicht beglichen, warnen sie.
Ein hochrangiger EZB-Experte hatte unlängst die Vermutung geäußert, dass möglicherweise inzwischen wieder mehr Investorengelder zurück in riskantere Anleihen der südlichen Euro-Länder fließen. Durch das billionenschwere Anleihenkauf-Programm der EZB waren zuletzt die Target-2-Ungleichgewichte kräftig gestiegen. Dies liegt laut EZB daran, dass viele Banken außerhalb des Euro-Raums, die etwa italienische oder spanische Anleihen an die Währungshüter verkaufen, ein Konto bei der Bundesbank besitzen. Im Endeffekt führen die Aufkäufe so zu einer Zunahme des Target-Saldos für Deutschland.
Steigende Ungleichgewichte können aber auch ein Anzeichen für Kapitalflucht sein wie auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise 2012. Damals waren beispielsweise die Target-Verbindlichkeiten Italiens und Spaniens deutlich gestiegen und im Gegenzug kletterten die Forderungen der Bundesbank. Die jüngsten Bankpleiten in Italien hatten vermehrt Anlass zur Sorge gegeben, dass dies wieder geschehen würde.
Zuletzt waren die Target-2-Forderungen der Bundesbank etwas gesunken, wie Daten der Notenbank zeigen. Im Juli verringerten sie sich zum Vormonat um 4,25 Milliarden Euro auf 856,51 Milliarden Euro – sind damit aber im Vergleich zu früheren Jahren enorm hoch.