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Rheintal: Bahn-Chaos trifft italienische Industrie besonders hart

Lesezeit: 2 min
13.09.2017 17:00
Dem lombardischen Industrieverband „Confindustria Lombardia“ zufolge wirkt sich die Unterbrechung der Rheintalbahn bei Rastatt inzwischen negativ auf die italienische Industrieproduktion aus.
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Alessandro Ingegno, Sprecher des lombardischen Industrieverbandes Confindustria beklagt im Gespräch mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten die Blockade der Rheintalbahn bei Rastatt. Diese ziehe die italienische Industrie inzwischen schwer in Mitleidenschaft.

„Die Rheintal-Bahn ist für die gesamte italienische Wirtschaft von herausragender strategischer Bedeutung“, sagt Ingegno. Etwa 50 Prozent des Warenaustausches zwischen Nordeuropa und Italien würden per Bahn und durch die Schweiz über diese Achse abgewickelt.

Zudem würde auch der gesamte kombinierte Verkehr (Straße und Schiene) durch die Unterbrechung in Mitleidenschaft gezogen: Der Logistikverband ANITA (l’Associazione Nazionale Imprese Trasporti Automobilistici di Confindustria), habe errechnet, dass über Ausweichrouten durch Deutschland, Frankreich und Österreich nur 25 Prozent des normalen Verkehrsvolumens im Eisenbahnverkehr bewältigt würden.

Noch stärker betroffen sei der kombinierte Verkehr: Hier würden an manchen Tagen aufgrund von Umleitungen deutlich weniger als 50 Prozent des Volumens erreicht. In der laufenden Woche sei es zu einem Rückgang von 70 Prozent gekommen. Da der Notstand noch immer nicht behoben sei, habe dies negative Folgen nicht nur für die Logistikbranche, sondern inzwischen auch für die Produktion zahlreicher Betriebe.

Der für Infrastruktur und Transport zuständige italienische Minister habe sich bereits eingeschaltet und von der Deutschen Bahn Aufklärung darüber gefordert, bis wann mit einer vollständigen Wiederinstandsetzung der Bahnstrecke zu rechnen sei. Für die Confindustria Lombardia sei dies aber nicht genug. Sie fordere, so wie auch andere Verbände (ANITA, Assologistica, AssoFerr e Fercargo), welche sich in diesen Wochen mehrfach zu Krisengesprächen zusammengefunden haben, dass eine provisorische Alternativroute eingerichtet wird, ebenso wie eine europäische Task Force. Schon bestehende Ausweichrouten müssten verkehrstechnisch wie personell verbessert werden.

Die Unterbrechung der Rheintalstrecke trifft auch die italienischen Transportunternehmen besonders hart. Thomas Baumgartner, der Präsident des Logistikverbandes ANITA (Associazione Nazionale Imprese Trasporti Automobilistici di Confindustria) sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass sich einzelne Spediteure deswegen rechtliche Schritte vorbehielten. Allerdings müssten die sich dabei zunächst an Kombigesellschaften wenden, die an die Eisenbahnverkehrsunternehmen, die wiederum an die DB Netz und die wiederum an die Deutsche Bahn. Zu berücksichtigen bei deren Vorgehen sei, dass der Schaden an der Strecke „nicht durch höhere Gewalt“ entstanden sei. Die Situation sei so gravierend, dass sich der italienische Minister für Infrastruktur, Graziano Delrio, bereits persönlich eingeschaltet habe.

Zu möglichen Produktionsstillständen in italienischen Industriebetrieben konnte Baumgartner noch nichts sagen. Hier müsse man abwarten, bis die Septemberzahlen auf dem Tisch liegen. Allerdings seien einige Kunden – unter anderem solche mit ausgeschöpften Lagerkapazitäten – bereits jetzt bereit, den doppelten Preis für den Transport ihrer Waren zu bezahlen – vorausgesetzt, sie würden pünktlich angeliefert. Dies zu garantieren, sei allerdings schwer möglich. Der Grund hierfür sei eine Beeinträchtigung des Warenverkehrs über Alternativstrecken wie den Brenner.

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