Finanzen

Deutsche Bank warnt vor schweren Verwerfungen im Finanzsystem

Lesezeit: 2 min
20.09.2017 17:09
Die Deutsche Bank warnt vor einem bevorstehenden Schock im Weltfinanzsystem. Die Abkehr von der Goldbindung habe den Grundstein für eine krisenhafte Entwicklung gelegt.
Deutsche Bank warnt vor schweren Verwerfungen im Finanzsystem

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In einer am Montag veröffentlichten Analyse mit dem Titel „Die nächste Finanzkrise“ hat die Deutsche Bank die Krisenanfälligkeit des modernen Finanzsystems analysiert. Den Analysten der Bank zufolge steht dem System in den nächsten zwei Jahren wahrscheinlich ein schwerer Schock bevor. Die in schneller werdenden Abständen eintretenden Krisen seien die Folge der Abschaffung der Goldbindung des Dollar und anderer wichtiger Währungen im Jahr 1971.

Nachdem das System von Bretton Woods einseitig von der damaligen US-Regierung unter Richard Nixon aufgekündigt und das Zeitalter der nicht mehr an Edelmetalle gebundenen Fiat-Währungen eingeläutet wurde, hätten zahlreiche Krisen in schneller Folge das Finanzsystem erschüttert, schreibt Chefstratege Jim Reid.

Dazu gehören beispielsweise die beiden Öl-Schocks in den 1970er Jahren, mehrere Staatsbankrotte aufstrebender Länder in den 1980er Jahren, das Platzen der Blase am japanischen Aktienmarkt in den 1990er Jahren, die mexikanische „Tequila-Krise“ im Jahr 1994, die Finanzkrise in Asien 1997, der Bankrott Russlands sowie der Crash des US-Hedgefonds Long Term Capital Management im Jahr 1998, die „Dotcom-Krise“ im Jahr 2000, die Finanzkrise von 2008 und die Euro-Krise der Jahre 2010 bis 2012.

Die Hauptursache dieser eskalierenden Entwicklung sei die Aufgabe der Golddeckung der Weltleitwährung Dollar: „Wir denken, dass die finale Abkehr von den Edelmetall-Währungssystemen – die in den Jahrhunderten zuvor herrschten – und die Implementierung eines Fiat-Geldsystems zu Haushaltsdefiziten, steigenden Schulden, massiver Kreditschöpfung aus dem Nichts, expansiver Geldpolitik, global wachsenden Ungleichgewichten, finanzieller Deregulierung und instabilen Märkten geführt hat“, schreibt Reid in der Analyse. „Die Aufgabe der Golddeckungen bei verschiedenen Währungen im vergangenen Jahrhundert korreliert auffallend mit unserem Indikator für Krisen und Schocks. Es zeigt sich, dass sich die Anzahl der Schocks erhöht, wenn man sich von Edelmetall-gedeckten Währungssystemen verabschiedet.“

Die Bank weist darauf hin, dass das gegenwärtig herrschende Fiat-Währungssystem es den Staaten erlaube, drohende Krisen hinauszuschieben, indem Geld aus dem Nichts geschaffen und als Kredit an Finanzinstitute und Unternehmen vergeben wird. Nachhaltig sei diese Strategie jedoch nicht: „Indem drohende Krisen kontinuierlich mit monetären Stimuli bekämpft werden und das reinigende Gewitter nicht zugelassen wird, werden die Probleme in andere Bereich des Finanzsystems verschoben und werden sich auf Dauer in einer noch größeren und unkontrollierbareren Krise entladen.“

Das Weltfinanzsystem ist aus Sicht von Jim Reid in einem Teufelskreis „von Aufschwüngen, Crashs, massiver Intervention und Erholung“ gefangen. „Es gibt im gegenwärtigen System keinen Punkt mehr, in dem die Exzesse aufgrund einer zurückhaltenden Kreditschöpfung eingedämmt werden können. Aus diesem Grund sind wir recht sicher, dass es bald zu einem weiteren Schock kommen wird und dass das auch solange weitergehen wird, bis wir stabilere finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen haben.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...