Einer kürzlich erschienenen Studie des GFZ Forschungszentrums Potsdam zufolge nimmt die Lichtverschmutzung weltweit zu. Demzufolge wuchs die nachts künstlich erleuchtete Fläche auf der Erde zwischen 2012 und 2016 jährlich um durchschnittlich etwa 2 Prozent.
Deutschland liegt über dem Wert. „Die erleuchtete Fläche vergrößerte sich in diesem Zeitraum in Deutschland um 2,8 Prozent. Die Helligkeit der Lichter in Deutschland wächst um etwa 2,3 Prozent“, sagte Studienleiter Christoph Kyba den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Besonders stark ist dabei der Anstieg in den Entwicklungsländern, weil die Zunahme bei der Licht-Verschmutzung ziemlich genau der Zunahme der Wirtschaftsleistung folgt, sagte Kyba.
Interessant ist, dass der zunehmende Gebrauch energiesparender LED-Lampen zu mehr Lichtemissionen führen kann. „Um Kosten zu sparen, wechseln Städte, Unternehmen und Haushalte zu LED-Lampen. Aber diese Einsparungen könnten mehr als kompensiert werden, wenn ihre Nachbarn neue oder hellere Lampen installieren. Forscher fürchten, dass dieser ‚Bumerang-Effekt‘ die Einsparungen teilweise oder sogar komplett aufheben und den Nachthimmel über Städten deutlich heller machen könnten“, schreibt EurekAlert.
Dies dürfte auch für Deutschland gelten. „Basierend auf dem Bumerang-Effekt würde man von mehr Licht durch die effizienteren LED-Lampen ausgehen. Das Ansteigen der Lichtemission in Deutschland verweist auf die Hypothese, dass LED kaum Geld und Energie einsparen, sondern zu einem höheren Lichtverbrauch führen“, sagte Kyba.
Die Forscher gehen zudem davon aus, dass die Zunahme dieser sogenannten Licht-Verschmutzung sogar noch größer sein dürfte. Denn der Weltraumradiometer VIIRS – auf dem die Berechnungen beruhen – kann kurze Wellenlängen nicht erkennen – und das Licht von modernen weißen LED-Lampen, die das gelbliche Licht aus Natriumdampflampen in vielen Straßenlaternen ersetzen, enthält einen höheren Blauanteil mit ebensolchen kurzen Wellenlängen.
Im Ergebnis erscheinen für VIIRS manche Orte dunkler, selbst wenn sie weißer und heller strahlen. Das betrifft laut GFZ vor allem auch das gestreute Licht, das den sogenannten Lichtdom über großen Orten verursacht. Die Lichtverschmutzung ist also noch stärker, als die VIIRS-Daten vermuten lassen.
Frühere Studien Kybas ergaben zudem, dass die Lichtemission pro Kopf der Bevölkerung in den USA um den Faktor drei bis fünf höher ist als die in Deutschland. Der GFZ-Wissenschaftler wertete dies als Beleg, dass Sicherheit und Wohlstand sowie Sicherheitsempfinden auch mit sparsamer Beleuchtung zu erreichen sind. „Ich sehe ein großes Potenzial in der LED-Revolution, aber nur, wenn wir das gesparte Geld nicht für noch mehr Lampen ausgeben“, betonte Kyba.