Finanzen

Handelskrieg: Devisen-Spekulanten ziehen sich in sichere Häfen zurück

Lesezeit: 2 min
07.03.2018 17:32
In der Erwartung eines globalen Handelskrieges ziehen sich Devisen-Investoren in als sicher eingestufte Währungen zurück.
Handelskrieg: Devisen-Spekulanten ziehen sich in sichere Häfen zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mit Blick auf den potentiellen Ausbruch von Handelskriegen zwischen den USA, Europa, China und anderen Staaten verstärken Währungsspekulanten ihre Positionen in Währungen, die traditionell als „sichere Häfen“ gelten.

Wie Bloomberg berichtet, profitierten zuletzt insbesondere der japanische Yen und der Schweizer Franken von deutlichen Zuflüssen. Demnach werden auch die schwedische und norwegische Krone als Absicherung gesucht.

„Währungen sind wie kleine aber scharfe Objekte, bei denen eine falsche Entscheidung große Auswirkungen haben kann“, wird ein Analyst von Columbia Threadneedle Investments zitiert. „Es ist gut möglich, dass jetzt mehr und mehr Manager keine größeren Wagnisse mehr eingehen werden.“

Der Kurs des Yen zum US-Dollar stieg in den vergangenen Wochen auf 105 Yen, den höchsten Stand seit Ende des Jahres 2016. Zum Jahreswechsel betrug der Kurs noch etwa 113 Yen.

Der Schweizer Franken wertete zum Dollar am Mittwoch auf etwa 0,94 Franken auf. Zum Jahreswechsel lag der Kurs noch bei etwa 1 Franken pro Dollar.

Möglich ist, dass der Rücktritt von Präsident Donald Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn die Unsicherheit an den Devisenmärkten weiter schürt, welche aus der Ankündigung der US-Regierung resultierte, Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte aus Europa zu erheben. Auch gegenüber China hatte Trump in den vergangenen Monaten mehrfach protektionistische Maßnahmen angekündigt.

Zu den Währungen, denen derzeit mehr Kapital zufließt, gehören offenbar auch die Landeswährungen von Schweden und Norwegen. Der Vermögensverwalter GAM baute seine Positionen dort aus, weil beide Währungen auf starken Faktoren wie einem soliden Wirtschaftswachstum sowie den norwegischen Ölvorräten basieren, welche weniger anfällig für die Folgen eines Handelskriegs seien.

Zu den Währungen, aus denen sich Investoren derzeit zurückziehen, gehört Bloomberg zufolge neben dem US-Dollar auch der mexikanische Peso, der kanadische Dollar sowie Währungen von Schwellenländern, deren Volkswirtschaften stark vom Handel abhängen. „Diese Art von Handelskriegen sind niemals eine gute Umwelt für die aufstrebenden Märkte. Diese Staaten reagieren sensibel, was Änderungen im Welthandel angeht“, wird ein Analyst von Standard Chartered zitiert.

Dem Analysten zufolge könnte beispielsweise der südkoreanische Won künftig unter Druck geraten, weil das Land viele Autozulieferer beheimatet und Trump vor einigen Tagen Sanktionen gegen europäische Autobauer angekündigt hatte.

Der mexikanische Peso und der kanadische Dollar sind für Rückschläge bei den Neuverhandlungen zum nordamerikansichen Freihandelsabkommen Nafta anfällig.

Der Dollar könnte im Fall von zunehmenden protektionistischen Tendenzen weiter an Wert verlieren. Analysten der Barclays Bank zufolge dürfte die Wirtschaftsleistung der USA um 0,2 Prozent sinken, wenn es zu Zollschranken auf den Stahl- und Aluminiummärkten kommt. Eine wirtschaftliche Schwächung käme für die USA jedoch zu einem ungünstigen Zeitpunkt, weil die Schulden der Regierung und auch die Handelsbilanzdefizite amerikanischer Unternehmen deutlich steigen. Der Dollar könnte vor dieser negativen realwirtschaftlichen Tendenz unter Druck geraten.

„Das ist wie bei einem doppelschneidigen Schwert. Der Dollar könnte kurzfristig zu jenen Schwellenland-Währungen aufwerten, die stark von Handelskriegen betroffen sind. Auf längere Sicht jedoch steht er unter Druck, weil er große und wachsende Handelsdefizite finanzieren muss“, sagt ein Analyst von Standard Chartered.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...