Politik

Österreich: Ex-Finanzminister Schelling heuert bei Gazprom an

Lesezeit: 2 min
27.03.2018 19:08
Der frühere österreichische Finanzminister Hans-Jörg Schelling wird Berater beim Gazprom-Konzern.
Österreich: Ex-Finanzminister Schelling heuert bei Gazprom an

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der frühere österreichische Finanzminister Hans-Jörg Schelling ist nur wenige Monate nach seinem Ausscheiden aus der Politik in die Dienste des russischen Staatskonzerns Gazprom getreten. Er habe einen Beratervertrag, sagte er den Oberösterreichischen Nachrichten am Montag. Schelling arbeite demnach konkret für Nord Stream 2, das Pipeline-Projekt von Russland nach Mecklenburg-Vorpommern. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Zug in der Schweiz.

Nord Stream 2 bestätigte die Personalie und teilt dazu mit: "Nord Stream 2 ist ein großes, europäisches Infrastrukturprojekt, das wesentlich zur Versorgungssicherheit in Europa beitragen wird. Für das Projekt ist das Verständnis wirtschaftlicher, regulatorischer und politischer Entwicklungen in Europa wichtig. Dabei unterstützt Herr Schelling das Unternehmen.“

Schelling ist damit ein weiterer prominenter Politiker, der knapp nach seinem Ausscheiden aus der Politik bei den Russen anheuert. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich keine lange Karrenzzeit genommen, eher er bei Gazprom zu arbeiten begann.

Zahlreiche Politiker wechseln nach ihrem Ausscheiden aus der Politik in die Wirtschaft, was bei Staatskonzernen immer zu Diskussionen führt. So gelangte der ehemalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla ohne Umwege in den Vorstand der Deutschen Bahn.

Besonders spektakulär war der Eintritt des früheren Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso bei Goldman Sachs in London. Er nimmt sein EU-Insiderwissen mit in das Brexit-Land, wodurch die Bank in die Lage versetzt wird, die Erfolgsaussichten ihrer Finanzwetten deutlich zu verbessern. Die EU-Ombudsfrau protestierte gegen die Rochade, die EU-Kommission zog sich jedoch auf einen formalen Standpunkt zurück und erklärte den Wechsel für unbedenklich.

Österreich hat ein besonderes Interesse an Nord Stream 2, weil der österreichische OMV-Konzern an dem Projekt beteiligt ist.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erteilte nach Angaben der Projektgesellschaft vom Dienstag die letzte erforderliche Genehmigung für einen rund 30 Kilometer langen Trassenabschnitt von Nord Stream 2. "Sämtliche Genehmigungen für den deutschen Abschnitt liegen nunmehr vor", teilte das Unternehmen mit. Die nationalen Genehmigungsverfahren in den anderen vier beteiligten Ländern Russland, Finnland, Schweden und Dänemark liefen planmäßig weiter, so dass die Baumaßnahmen 2018 umgesetzt werden könnten.

Die gut 1200 Kilometer lange Pipeline soll russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland bringen. Die Federführung liegt beim russischen Staatskonzern Gazprom. An der Finanzierung sind unter anderen der Energiekonzern Uniper, die BASF-Tochter Wintershall und die österreichische OMV beteiligt. Die Pipeline Nord Stream 1 ist seit 2011 in Betrieb.

Das Verfahren dazu wurde im April 2017 gestartet. Dabei musste unter anderem belegt werden, dass die Pipeline zur Schließung einer künftigen Versorgungslücke in Europa beiträgt und damit die Versorgungssicherheit erhöht wird. Auch umwelt-, energie- und klimarelevante Fragen mussten abgeklärt werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...