Finanzen

Steigende Anleihe-Zinsen belasten die Aktienmärkte

Lesezeit: 2 min
25.04.2018 17:18
Der Rendite-Anstieg an den Anleihemärkten wirkt sich negativ auf die Aktienmärkte aus. Gefährlich ist die Situation für hoch verschuldete Unternehmen.
Steigende Anleihe-Zinsen belasten die Aktienmärkte

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Der deutliche Anstieg der Renditen an den Anleihemärkten belastet nach Ansicht von Beobachtern die Aktienmärkte. Zudem geraten hochverschuldete Unternehmen durch das steigende Zinsniveau unter Druck.

Aktien seien inzwischen fast überall im historischen Vergleich teuer und deshalb anfällig für Gewinnmitnahmen, wird ein Portfolio-Manager vom Vermögensberater QC Partners zitiert. Bei einer Rendite von drei Prozent seien US-Staatsanleihen wieder eine rentierende und trotzdem defensivere Alternative zu Aktien. Möglich ist, dass sich Investoren verstärkt aus Aktien zurückziehen, um bei steigenden Renditen in Anleihen zu investieren.

Am Dienstag hatte die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen erstmals seit Januar 2014 die psychologisch wichtige Marke von drei Prozent übersprungen. Am Mittwoch erreichte sie mit 3,02 Prozent ein Viereinhalb-Jahres-Hoch. Dies schüre die Furcht vor steigenden Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader, da sich Kreditzinsen an Anleiherenditen orientieren.

„Investoren kauften in den vergangenen Jahren trotz steigender Kurse weiter kräftig Aktien. Zu den Gründen gehörten solide Gewinne, tiefe Zinsen und eine beinahe abwesende Inflation. Aber nachdem nun die Zinsen und die Inflation nachhaltig zu steigen beginnen, reichen die Gewinne vielleicht nicht aus, um die allein Aktienkurse anzutreiben“, zitiert MarketWatch den Analysechef der französischen Großbank Société Générale, Andrew Lapthorne.

Lapthorne zufolge ist es insbesondere die hohe Verschuldung der US-Unternehmen, die Bedenken bei Investoren angesichts der steigenden Finanzierungskosten auslösen. Die Bedingungen zur Refinanzierung und Rückzahlung von Zins- und Tilgungen verschärfen sich in den USA, weil die Zentralbank Federal Reserve seit Ende 2016 sechsmal die Leitzinsen angehoben hatte, welche sich heute zwischen 1,5 und 1,75 Prozent bewegen.

Bereits dieses im historischen Vergleich niedrige Zinsniveau könnte ausreichen, um eine Welle an Bankrotten zu erzeugen. Der Grund dafür ist, dass der Umfang der Schulden in den vergangenen Jahren insbesondere in den USA stark zunahm.

Aus Daten von Thomson Reuters geht hervor, dass japanische Unternehmen ihre Schulden in den vergangenen Jahren gemessen am gesamten Unternehmenswert reduzierten (jetzt 16 Prozent) und europäische das Niveau gemessen am gesamten Unternehmenswert in etwa gleich hielten (22 Prozent). US-Unternehmen außerhalb des Technologiesektors jedoch steigerten den Anteil der Schulden am gesamten Unternehmenswert seit 2012 von etwa 22 Prozent auf aktuell rund 27 Prozent.

Lapthorne rechnet damit, dass nicht einmal die steigenden Rückkäufe eigener Aktien zu einer Stabilisierung der Märkte beitragen können. Der Umfang der Rückkäufe steigt seit Jahren und wird im laufenden Jahr wahrscheinlich einen neuen Allzeitrekord erreichen. Lapthorne erwartet jedoch einen Rückgang der Käufe, weil „die meisten Unternehmen sich diese trotz der zu nichts verpflichtenden Ankündigungen einfach nicht mehr leisten werden können.“

Die Entwicklung am Bondmarkt spiegelte sich auch bei den Wechselkursen wider: Ausländische Investoren tauschten verstärkt Geld in Dollar, um sich mit US-Schuldtiteln einzudecken. Dies trieb den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, am Mittwoch auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch von 91,117 Punkten. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro auf 1,2198 Dollar.

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