Politik

Russland fordert Iran zum Rückzug aus Syrien auf

Lesezeit: 2 min
26.05.2018 00:26
Russland hat den Iran aufgefordert, seine Truppen aus Syrien zurückzuziehen. Moskau könnte mit den USA und Israel einen Deal geschlossen haben.
Russland fordert Iran zum Rückzug aus Syrien auf

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach Angaben der russischen Zeitung Nesawissimaja Gaseta nehmen die Spannungen zwischen den Garantiemächten von Astana – Türkei, Russland, Iran – zu. Teheran hat die Forderung der russischen Führung zurückgewiesen, wonach ausländische Kontingente aus der Arabischen Republik Syrien abzuziehen seien. Die Regierung von Teheran betont, dass ihre Truppen auf offizieller Einladung von Damaskus in Syrien seien. Experten verbinden diese Aussagen mit möglichen Verhandlungen zwischen Moskau und Washington über Syrien. Eine der Forderungen der USA an Russland könnte gewesen sein, dass Russland Druck auf den Iran ausüben soll, so Nesawissimaja Gaseta.

Anton Mardasow, Analyst des russischen Rates für internationale Angelegenheiten, sagte der Zeitung, dass es zwischen Russland, der Türkei und dem Iran Spannungen geben würde, die aber aufgrund ihrer gemeinsamen Ziele entschärft wurden. Mittlerweile hat Syrien die Kontrolle über den Großteil seines gesamten Territoriums zurückerobert, das nicht in Deeskalationszonen aufgeteilt ist. Das Hauptziel ist es, einen Kompromiss mit ausländischen Parteien zu erreichen, die die verbleibenden Gebiete kontrollieren.

„Es ist nicht ausgeschlossen, dass russische Vertreter Gespräche mit den Amerikanern führen, um ihre Präsenz in Syrien zu verringern und das Problem des kurdischen Protektorats anzugehen. Dies könnte geschehen – aber wahrscheinlich als Gegenleistung für die Verringerung der iranischen Präsenz in Syrien”, zitiert die Tass Mardasow. Russland könne nach Angaben von Mardasow auch mit den Golf-Staaten in Kontakt treten, um Verhandlungen zu führen.

Der Analyst glaubt, dass die Abkommen über die südlichen Gebiete Syriens, die in Jordanien unterzeichnet wurden, einen Kompromiss zwischen Russland und dem Westen über die dortigen iranischen Truppen signalisierten. „Offensichtlich hätte Russland den Iran beeinflussen sollen, aber das ist nicht geschehen (...). Diese Äußerungen [der russischen Behörden] erfüllen höchstwahrscheinlich politische Ziele aufgrund der Gespräche mit einigen ausländischen Parteien, die möglicherweise Versprechungen für eine politische Lösung machen”.

Es sei nicht sinnvoll, den vollständigen Abzug der iranischen Streitkräfte aus Syrien zu fordern, so Mardasow. „Teheran wird dort immer noch durch viele verschiedene lokale Gruppen, die von ihm gesponsert werden, vertreten sein. Die iranische Präsenz mag zwar zurückgehen, aber Teherans Truppen werden nirgendwohin gehen”, meint er. Russland habe jedoch die Mittel, um den Iran unter Druck zu setzen. Deshalb seien Luftschläge der Israelis gegen Syrien aus Sicht der Russen „sehr vorteilhaft”.

Doch ein Abzug iranischer Truppen und Milizen aus Syrien kommt für die Regierung in Damaskus nicht in Frage. Das sagte der stellvertretende syrische Außenminister Faisal Mekdad am Mittwoch. Der englischsprachige Dienst von Reuters zitiert Mekdad: „Ob die iranischen Streitkräfte oder die Hisbollah sich zurückziehen oder in Syrien bleiben, steht nicht zur Diskussion, weil dies die Angelegenheit der syrischen Regierung ist”. Mekdad traf diese Aussage als Antwort auf die Forderung der US-Regierung, wonach sich iranische Truppen aus Syrien zurückziehen sollen. Radio Free Europe/Radio Liberty führt aus: „US-Außenminister Mike Pompeo forderte am 21. Mai, dass der Iran und sein Verbündeter, die libanesische Hisbollah-Miliz, Syrien verlassen und andere militärische Aktivitäten in der Region eindämmen oder sich den härtesten US-Sanktionen der Geschichte stellen müssen. Teheran hat das Ultimatum der USA bereits abgewiesen. Iranische Militärberater und Milizionäre (...) spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad”.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...