Investoren ziehen sich verstärkt in als sicher eingestufte Anlageformen wie US-Aktien oder Staatsanleihen von Entwicklungsländern mit harter Währung zurück. Dies berichtet die Financial Times unter Berufung auf eine Studie von Absolute Strategy Research, bei der 214 Vermögensverwalter befragt wurden, die insgesamt Kundengelder in Höhe von 4,1 Billionen Dollar verwalten.
Die Marktteilnehmer hätten „ihre regionalen Präferenzen bei Aktien-Anlagen drastisch neu bewertet“, wird ein Sprecher von Absolute Strategy Research zitiert. Demnach seien Gelder aus zahlreichen Entwicklungsländern abgezogen und vor allem in US-Aktien investiert worden. 55 Prozent der befragten Vermögensverwalter rechnen damit, dass US-Aktien die restlichen Aktienmärkte in den kommenden 12 Monaten übertrumpfen werden.
Geraldine Sundstrom, Leiterin des Europäischen Asset Allocation Portfolio Managements bei PIMCO, sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten:
„Wir bevorzugen derzeit US-Aktien, die ein stärkeres Gewinnwachstum aufweisen. Der Handelskonflikt würde sich negativ auf Aktienmärkte auf der ganzen Welt auswirken, aber Europa ist die am meisten exportorientierte Großregion der entwickelten Märkte und deswegen am meisten betroffen. Auch die politische Unsicherheit in Europa wirkt sich derzeit negativ auf die Anlagestimmung aus. Die Schwellenländer sind in Bedrängnis geraten, weil die Renditen in den USA steigen und die Federal Reserve bezüglich weiterer Leitzinsanhebungen recht zuversichtlich wirkt. Zudem gibt es noch eine Reihe spezifischer Probleme für die Schwellenländer, die zu politischer Unsicherheit führen und der Handelskonflikt betrifft natürlich auch Asien. Insgesamt sind die guten Nachrichten in dieser Weltgegend spärlich gesät.“
Auch der Vermögensverwalter BlackRock setzt bei der Kapitalallokation derzeit auf Sicherheit. Begründet wird die Strategie mit gestiegenen Unsicherheiten sowie Indizien für eine Abschwächung der Weltwirtschaft. „Kurzfristig unterstützen solide Fundamentaldaten noch das weltweite Wirtschaftswachstum aber wir erkennen an, dass geopolitische Risiken wie etwa die Handelsstreitigkeiten die Unsicherheit verstärken. Am wichtigsten ist nun die Widerstandsfähigkeit des Portfolios. Wir präferieren hochqualitative festverzinsliche Wertpapiere, insbesondere Schulden der Güte Investment Grade. Wir mögen auch Schwellenländer mit harter Währung, meiden aber hochgradig verschuldete Anlageobjekte. Mit Blick auf die Aktien gefallen uns Unternehmen mit starken Bilanzen und steigenden Gewinnen, vor allem in den USA“, schreiben die Analysten von BlackRock in ihrem neuesten Marktkommentar.
Der Grund für die steigende Unsicherheit der Investoren liegt in einer Reihe von Indizien, welche auf einen bevorstehenden Wachstumsabschwung der Weltwirtschaft hindeuten. „Es könnte sein, dass es für das globale Wachstum nicht mehr besser wird. Die Leute waren zu Beginn des Jahres zu optimistisch und es besteht nun das Risiko einer klassischen taktischen Korrektur, weil sie merken, dass sich das von ihnen erhoffte synchronisierte Wachstum der Weltwirtschaft so nicht materialisieren wird“, wird der Sprecher von Absolute Strategy Research zitiert.
Die chinesische Zentralbank hatte vor wenigen Tagen die Mindestreservebestimmungen für die Banken des Landes gesenkt. Die Entscheidung führt nach Angaben des Portals Hedgeye dazu, dass umgerechnet 108 Milliarden Dollar an Liquidität für neue Kredite zur Verfügung stehen. Die Zentralbank reagiert mit dem Schritt auf eine Absenkung der Kreditschöpfung, welche sich auch negativ auf das Weltwirtschaftswachstum auswirken dürfte. Die Bewertung an den chinesischen Aktienmärkten sanken unterdessen am Dienstag erneut und befinden sich nun 20 Prozent unter den im Januar verzeichneten Höchstständen.
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