Politik

Festnahmen bei Razzia gegen die türkische Luftwaffe

Lesezeit: 1 min
28.06.2018 00:45
Bei einer Razzia gegen die türkische Luftwaffe sind 99 Militärs festgenommen worden. Darunter sollen sich 30 Kampfpiloten befinden.
Festnahmen bei Razzia gegen die türkische Luftwaffe

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  

Am 27. Juni 2018 hat die Oberstaatsanwaltschaft der Türkischen Republik in Ankara angeordnet, 99 Angehörige der türkischen Luftwaffe festzunehmen. Ihnen wird Mitgliedschaft in der Bewegung des in den USA lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen und vorgeworfen. Sie sollen telefonisch in ständigem Kontakt mit den sogenannten „Geheimen Imamen” der Bewegung gestanden sein. Unter den Festgenommenen befinden sich ein Brigadegeneral, ein Major, 31 Hauptmänner, 65 Oberleutnants und 30 Piloten, zitiert die Zeitung Aydınlık die Oberstaatsanwaltschaft aus einer Mitteilung.

Bei dem festgenommenen Brigadegeneral handelt es sich um Gökhan Şahin Sönmezateş. Er hatte in der Putsch-Nacht des 15. Juli 2016 eine Gruppe von Spezialkräften befehligt, die den türkischen Präsidenten im Hotel Marmaris lebend in Gewahrsam nehmen sollten. Sönmezateş hat offen zugegeben, sich am Putsch als „Putschist” beteiligt zu haben. Er sei aber keinesfalls ein Mitglied der Gülen-Bewegung. „Jawohl, ich bin ein Putschist. Sollen sie mir doch die Todesstrafe geben, wenn sie wollen. Ich bin aber kein Mitglied der Terrororganisation der Gülen-Bewegung”, zitiert die Zeitung Hürriyet den Brigadegeneral. Der Putsch vom 15. Juli 2016 wurde maßgeblich von Angehörigen der türkischen Luftwaffe organisiert und durchgeführt.

„Ich habe denjenigen vertraut, die mir diesen Befehl erteilt haben. Ich dachte, dass wir diesen Putsch zum Wohle der Heimat durchführen. Diejenigen, die uns diesen Befehl erteilt haben, stehen nicht hinter uns. Zum Glück ist dieser Putsch nicht gelungen, doch die Befehlsgeber verstecken sich im Schatten. Wenn wir gewollt hätten, wären wir nach Griechenland geflohen. Doch ich möchte in diesem Land gerichtet werden, wenn ich in diesem Land eine Straftat begangen habe. Es beunruhigt mich allerdings, dass ich wegen Mitgliedschaft in der Terrororganisation der Gülen-Bewegung angeklagt werde.”

Sönmezateş sollte Chef des türkischen Nachrichtendiensts MIT werden, falls der Putsch gelungen wäre, berichtet Haberturk.

Bereits am Dienstag nahmen türkische Sicherheitsbehörden bei landesweiten Razzien zahlreiche Marinesoldaten und Polizisten fest. Im Rahmen der Ermittlungen zum Putsch-Versuch wurden bisher Verfahren gegen 203.518 Personen aus dem Militär, der Polizei und allen anderen türkischen Institutionen eröffnet. 5.315 der Angeklagten befinden sich in Untersuchungshaft, berichtet die Zeitung Hürriyet. 13.992 Personen wurden freigesprochen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...