Facebook hat sein eigenes gedrucktes Magazin auf den Markt gebracht. Das berichtet CNN. Die Publikation heißt „Grow“ (Wachse) und trägt den Untertitel „Das Vierteljahres-Magazin für Führungskräfte“. Der Inhalt steht unter dem Motto „Grow your business. Grow your network. Grow your mind“ (Erweitere dein Geschäft. Erweitere dein Netzwerk. Erweitere deinen Horizont). Auf der Titelseite ist der neue Kreativ-Direktor von H&M abgebildet, Oscar Olsson, ein bärtiger, tätowierter Hipster, der als neuer „Einzelhandels-Guru“ bezeichnet wird. Im Inneren des Hefts finden sich in erster Linie Interviews mit jungen, coolen Führungskräften sowie Artikel über Unternehmen und neue Businesstrends. Eine Story handelt vom Einstieg des weltweit größten Spirituosen-Herstellers Diageo in das Geschäft mit kleinen, von Hand gebrannten Spirituosen, eine andere vom Technologie-Boom im Mittleren Osten.
Das Magazin wird nicht im Zeitschriftenhandel angeboten. Stattdessen wird es direkt an ausgewählte Kunden verschickt, liegt an Business-Lounges von Flughäfen und Bahnhöfen aus und wird auf speziellen Veranstaltungen verteilt.
Facebook sagt, es habe in den letzten Jahren regelmäßige Treffen von jungen, aufstrebenden Entscheidungsträger aus der Wirtschaft organisiert. Diesen Treffen läge die Gründung von „Grow“ zugrunde. Zitat: „Die Geburtsstunde liegt dreieinhalb Jahre zurück. Alles begann bei einem Treffen auf dem Lande in England. Anschließend fragten die Newcomer, die Gründer und Kreativen uns immer wieder, wann wir sie und ihre Ideen endlich zu einem großen Ganzen verbinden würden.“ Das sei nun geschehen. Weiter führt Facebook aus: „Grow ist darauf abgestimmt, Inhalte in verschiedenen Formaten zu transportieren, die genau zu unserer Zielgruppe passen. Wir wissen, dass Entscheidungsträger während der Arbeit nur begrenzt Zeit haben, zu lesen. Also haben wir eine Printversion entwickelt, die sich besonders gut dafür eignet, beim Reisen gelesen zu werden.“
Facebook bezeichnet „Grow“ ausdrücklich nicht als Magazin. Stattdessen handele es sich um ein „Marketing Programm“. Facebooks Marketing-Chefin für Nordeuropa, Leila Woodington, sagt: “Wir verkaufen keine Anzeigen, wir lassen uns den Inhalt nicht bezahlen. Grow dient ausschließlich Marketingzwecken.“ Allerdings werden auf einer der Seiten von „Grow“ ein Chefredakteur genannt sowie Berufsbezeichnungen, wie sie für Print-Produkte üblich sind. Das Editorial der ersten Ausgabe stammt nicht von einem Journalisten, sondern von der Facebook-Werbe-Chefin für Nordeuropa, Nicola Mendelsohn. Sie gebraucht in ihrem Grußwort den Begriff „Magazin“.
Die Frage, ob es sich bei „Grow“ um ein Magazin handelt oder nicht, ist ausgesprochen wichtig. Genau wie andere große Online-Unternehmen (beispielsweise Google und Twitter) hat Facebook stets vehement bestritten, ein Medien-Unternehmen zu sein. Stattdessen sei es lediglich ein Technologie-Unternehmen, das digitale Kanäle bereitstellt.
Das kann man allerdings auch anders sehen. Facebook hat in der Vergangenheit immer wieder in den Nachrichtenfluss eingegriffen, beispielsweise Hassreden und – angebliche – Pornografie zensiert. Das ist die Art von Tätigkeit, wie sie gewöhnlich von einer Redaktion ausgeübt wird. Jetzt noch das Erscheinen von „Grow“ – da stellt sich die Frage, ob es sich bei dem Konzern nicht doch um ein Medien-Unternehmen handelt. Wäre Facebook ein solches Unternehmen, könnte man es für den Inhalt von Nachrichten viel stärker zur Verantwortung ziehen, als das derzeit der Fall ist. Beispielsweise könnte Facebook für die Verbreitung von Fake-News zur Rechenschaft gezogen werden.