Politik

Großbritannien greift in Idlib ein, White Helmets im Einsatz

Lesezeit: 3 min
17.08.2018 17:02
Großbritannien will in Idlib ein Warnsystem einsetzen, um die Zivilbevölkerung rechtzeitig vor Luftschlägen zu warnen.
Großbritannien greift in Idlib ein, White Helmets im Einsatz

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Aus einer Mitteilung der britischen Regierung vom 17. August 2018 geht hervor, dass Großbritannien während der Luftschläge der syrisch-russischen Koalition in der Provinz den Zivilisten in der Söldner-Provinz helfen will. Es ist unklar, ob diese Maßnahme mit den Russen abgestimmt ist.

Die Regierung schreibt: „Die britische Regierung wird helfen, die Zivilbevölkerung in Nordwestsyrien zu schützen und zu unterstützen (...) Die Unterstützung, die heute (Freitag, den 17. August) von Alistair Burt, dem Minister für den Nahen Osten, angekündigt wurde, wird Nothilfe und wichtige medizinische Hilfe für die Menschen in Idlib bereitstellen. Dazu gehören die Unterstützung von vier Gesundheitszentren und zwei mobilen Gesundheitsteams, die in der Gegend um die am stärksten gefährdeten Personen herumreisen. Der Minister kündigte außerdem an, dass die britische Hilfe eine innovative neue Technologie unterstützt, die Zivilisten frühzeitig warnt, um in von Luftangriffen betroffenen Gemeinschaften Leben zu retten. Die Technologie, die von dem zivilen Technologieunternehmen Hala Systems entwickelt wurde, dient zur Erkennung von Flugzeugen mit Hilfe von Fernsensoren und Algorithmen, bevor sie durch Luftschutzsirenen und soziale Medien Warnungen an die Zivilbevölkerung sendet.”

Die britische Regierung teilt mit, dass die Hilfe für die Zivilbevölkerung Teil einer mit 10 Millionen Pfund dotierten "Antwort Großbritanniens auf die syrische Krise" sei. An wen die Mittel ausgezahlt werden, will die Regierung "aus Sicherheitsgründen" nicht bekanntgeben.

Zahlreiche internationale und islamistische Söldner halten sich in Idlib auf. Russland und Syrien wollen den Krieg beenden und haben eine Großoffensive auf Idlib begonnen. Für die Syrische Armee stellt sich das Problem, dass sie, um die Söldner in der Stadt zu bekämpfen, Verluste bei der Zivilbevölkerung und die Zerstörung der syrischen Infrastruktur in Kauf nehmen müsste. US-Präsident Donald Trump hat bei seinem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Helsinki laut New York Times ausführlich über das Ende des Syrien-Kriegs gesprochen. Trump will, wie schon sein Vorgänger Barack Obama, die Kriegsführung im Pentagon konzentrieren und hatte vor mehreren Monaten die Finanzierung der von der CIA geführten Söldner eingestellt.

White Helmets wieder im Einsatz

Das Warnungssystem der Briten wird sich somit auf „Luftschutzsirenen” und „Warnungen über die sozialen Medien” stützen. Diese sind allen Akteuren in der Region zugänglich, also auch den Söldnern. Es ist unklar, ob die Bekanntgabe der Daten mit Russland abgesprochen ist. Denkbar ist, dass verschiedene Söldner aufgrund der Warnungen bewegt werden könnten, den Kampf aufzugeben.

Zum Einsatz werden offenbar auch die Mitglieder der Zivilschutzorganisation White Helmets kommen. Diese wurden zwar aus dem Süden Syriens über Israel nach Jordanien, und von da aus nach Großbritannien, Deutschland und Kanada evakuiert, doch eine Evakuierung aus der Provinz Idlib erfolgte nicht. Die White Helmets teilen über ihren offiziellen Twitter-Account mit, dass sie noch im Einsatz in Idlib seien. Die Gruppe White Helmets, die international umstritten ist, betätigt sich ausschließlich in den Gebieten der Extremisten-Organisation Hayat Tahrir al-Scham (HTS). HTS wird international als Terrororganisation eingestuft. Die White Helmets wurden 2013 von James Le Mesurier, einem ehemaligen britischen Offizier, gegründet und erhalten finanzielle Unterstützung aus Großbritannien.

Einem Bericht der Zeitung The Telegraph zufolge kommt das neue Warnsystem der Briten bereits zum Einsatz. Das Warnsystem „sendet Warnmeldungen über die Nachrichten-Apps Telegram, What'sApp und Facebook an die ’White Helmets’ und Zivilisten sowie an Luftangriffs-Sirenen in den betroffenen Gebieten”, so das Blatt.

„Die Nachricht sagt ihnen alles: von wo aus die Kampfflugzeuge gestartet sind, welche Orte sie höchstwahrscheinlich bombardieren werden, wie lange sie im Einsatz sein werden und wo die Gefahrenbereiche sind (...) Du kannst sogar herausfinden, ob sie russisch oder syrisch sind”, sagte Abdulkarim al-Ismail, ein Unterstützer der White Helmets in Idlib, dem Blatt.

„Zivilisten in Syrien haben bereits vor unserer Technologie eine Art menschliches Warnsystem bereitgestellt, indem sie ad hoc Flugzeuge ausfindig gemacht und Nachrichten an ihre Gemeinden zurückgeschickt haben”, so John Jaeger, Chef von Hala Systems.

Idlib-Offensive

Die türkische Zeitung Evrensel berichtet, dass im Rahmen der Idlib-Offensive insgesamt 25.000 syrische Soldaten zum Einsatz kommen sollen. Im Detail werden die 1. Division, die 3. Panzerdivision, die 4. Mechanisierte Division, die 7. Panzerdivision, die 9. Division, die Schocktruppen, die 10. Division, die 11. Panzerdivision, die 15. Division der Spezialtruppen, die 18. Panzerdivision, die Republikanische Garde und die Tiger Forces unter Kommandeur Suheil al-Hassan eingesetzt. Zusätzlich kommen die orthodox-christlichen Divisionen Mhardeh und Suqaylabiyah, die palästinensische Miliz Liwaa al-Quds, die Baath-Brigaden und die National Defense Forces (NDF) zum Einsatz.

Ihnen stehen die Söldner-Truppen Al-Aqsa-Front (IS-Verbündete) und HTS (Al-Qaida-Verbündete), Dschunud asch-Scham (Tschetschenen) und die usbekische Al-Qaida-Truppe Katibat Tawhid wal-Dschihad, die chinesische Söldner Truppe Islamische Partei Turkestan (TIP) gegenüber. Die usbekische Truppe Katibat al-Imam al-Bukhari (KIB) wird sich ebenfalls in den Reihen der Söldner befinden. Als diese Söldner-Truppen werden sowohl von den USA als auch von Russland als Terrororganisationen eingestuft.

 

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