Politik

Chemnitz: Behörden wissen nicht, woher die Tatverdächtigen kommen

Lesezeit: 1 min
04.09.2018 13:27
Die irakische Ausweis-Papiere eines der beiden Chemnitzer Tatverdächtigen war laut Behörde "Totalfälschungen".
Chemnitz: Behörden wissen nicht, woher die Tatverdächtigen kommen

Die dpa berichtet:

Mehr als eine Woche nach der tödlichen Messerattacke auf einen Deutschen in Chemnitz sucht die Polizei nach einem dritten Tatverdächtigen. Das Amtsgericht Chemnitz habe Haftbefehl erlassen, sagte der sächsische Generalstaatsanwalt Hans Strobl am Dienstag im Landtag. Der Gesuchte sei ein Asylbewerber aus dem Irak. Das Amtsgericht ordnete eine Öffentlichkeitsfahndung nach dem 22-Jährigen an. Die Polizei bat um Hinweise zum Aufenthaltsort und rief zur Vorsicht auf, da er bewaffnet sein könnte. Einem Sprecher der Bundesregierung zufolge nahm Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Einladung zu einem Besuch in Chemnitz an. Ein Termin steht noch nicht fest.

Kurz nach der Bluttat am 26. August waren ein 22- und 23-Jähriger in der Nähe des Tatorts festgenommen worden. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Bisher hatten die Behörden die Männer als Iraker und Syrer bezeichnet. Doch dies ist nun nicht mehr mit Sicherheit geklärt.

Denn das Bundesinnenministerium teilte mit, dem mutmaßlichen Syrer sei im September 2015 «im schriftlichen Verfahren die Anerkennung als Flüchtling gewährt» worden. Seine Angaben zur Identität beruhten aber auf einer Selbstauskunft. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wolle diese Angaben von Alaa S. nun «im Rahmen des laufenden Widerrufsverfahrens» überprüfen.

Der zweite Tatverdächtige Yousif A. habe bei der Anhörung im Asylverfahren im November 2017 einen irakischen Personalausweis sowie weitere Dokumente vorgelegt, die sich später als «Totalfälschungen» entpuppt hätten. Das Ergebnis der dokumententechnischen Überprüfung durch das Bamf lag den Angaben zufolge allerdings erst im Juni 2018 vor. Sein Asylantrag wurde inzwischen abgelehnt. Die Ablehnung ist jedoch noch nicht rechtskräftig.

Die Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages, Andrea Lindholz, sagte: «Die Chefs der deutschen Sicherheitsbehörden haben in den Jahren der Flüchtlingskrise mehr oder weniger deutlich vor den Risiken gewarnt, die durch nicht überprüfte Identitäten und die Anerkennung von Flüchtlingen im schriftlichen Verfahren entstehen.» Das hätten viele damals nicht hören wollen. Den Bamf-Mitarbeitern, die damals unter Hochdruck gearbeitet hätten und gleichzeitig noch viele Strukturveränderung hätten mitmachen müssen, sei grundsätzlich kein Vorwurf zu machen, erklärte die CSU-Politikerin. Sie habe das Gefühl, dass das Bamf im Gegensatz zu damals «inzwischen gut aufgestellt» sei, auch durch zusätzliche Stellen und die Aufhebung von Job-Befristungen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Immer mehr Menschen heben Geld im Supermarkt ab
17.04.2024

Geldabheben beim Einkaufen wird in den Supermärken immer beliebter. Für Händler könnten die zunehmenden Bargeldauszahlungen jedoch...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Eurozone fällt auf 2,4 Prozent
17.04.2024

Im Herbst 2022 erreichte die Inflation in der Eurozone ein Höchststand von mehr als zehn Prozent, jetzt gibt es den dritten Rückgang der...