Politik

Google räumt politische Überlegungen zu Such-Ergebnissen ein

Lesezeit: 2 min
22.09.2018 01:19
Google hat erstmals eingeräumt, über eine politische Gewichtung der Suchergebnisse nachgedacht zu haben. Umgesetzt sollen die Pläne jedoch nicht worden sein.
Google räumt politische Überlegungen zu Such-Ergebnissen ein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Google-Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr nach Wegen gesucht, um über die Suchmaschine des Unternehmens den Widerstand gegen die von US-Präsident Donald Trump betriebenen Einreiseverbote zu unterstützen. Das Wall Street Journal berichtet, die Angestellten hätten diskutiert, wie sich die Suchergebnisse derart steuern ließen, sodass Gegner des Einreisebanns leichter die Kontakte von Aktivistengruppen und Politikern finden könnten.

Laut Wall Street Journal hatte unmittelbar nach Inkrafttreten der ersten Version von Trumps Einreiseverboten gegen fünf Staaten im Januar 2017 bei Google die interne Diskussion über mögliche Gegenmaßnahmen begonnen. Dabei sei es auch darum gegangen, wie das Anzeigen "islamfeindlicher" Internetseiten in der Suchmaschine unterbunden werden könnte.

Konkret sei es dabei um die Suchwörter "Islam", "Muslim" und "Iran" gegangen. Eine ähnliche Diskussion wurde der Zeitung zufolge darüber geführt, wie sich verhindern ließe, dass die Wörter "Mexico", "Hispanic" und "Latino" zu Seiten mit gegen hispanische Zuwanderer gerichteten Botschaften führten.

Der Konzern erklärt nun in einer an das WSJ übermittelten Stellungnahme, dass keine der damals in E-Mail-Wechseln ausgetauschten Ideen realisiert worden sei. "Google hat nie seine Suchergebnisse manipuliert oder irgendeines seiner Produkte modifiziert, um eine bestimme politische Weltsicht zu befördern", unterstrich das Unternehmen.

Google hat in den vergangenen Jahren stets beteuert, völlig apolitisch vorzugehen. Allerdings ist die Wirkungsweise des Suchalgorithmus unbekannt. Es ist auch nicht bekannt, wie Google seinerseits gegen manipulierte Seiten vorgeht. In den Anfangsjahren der Suchmaschine waren sogenannte "Link-Farmen" bekämpft worden, bei denen sich Betreiber selbst eine bessere Sichtbarkeit durch fiktive Seiten verschafften.

Der Zeitungsbericht dürfte US-Präsident Donald Trump und andere Konservative in ihrer Kritik an Google und weiteren Internetunternehmen bestärken. Sie werfen den Firmen vor, ihre Plattformen gezielt derart zu gestalten, dass linksliberale Inhalte bevorzugt und konservative Positionen benachteiligt würden.

Trump hatte Google erst vor wenigen Wochen hart attackiert. Wenn in der Suchmaschine des Konzerns die Wörter "Trump News" eingegeben würden, erschienen nur negative Berichte über ihn, führte er ins Feld. Die Suche sei folglich "manipuliert".

Dies sei "sehr gefährlich" und möglicherweise illegal, beschwerte sich der Präsident Ende August. Er warf auch Facebook und Twitter vor, Konservative unfair zu behandeln, und drohte mit Konsequenzen. Justizminister Jeff Sessions leitete wenig später eine Untersuchung zum angeblich manipulativen Umgang der Online-Unternehmen mit politischen Inhalten ein.

Google hatte zusammen mit zahlreichen anderen Unternehmen des Internet- und Technologiesektors im Februar 2017 eine Stellungnahme bei Gericht gegen Trumps Einreisedekret eingereicht. Darin wurden die Verbote als schädlich für die US-Wirtschaft angeprangert. Bei Google und anderen Unternehmen des kalifornischen Silicon Valley sind Arbeitskräfte aus der ganzen Welt beschäftigt.

Um Trumps Einreiseverbote entstand ein zähes juristisches Ringen, in dessen Folge die Regierung die Maßnahme mehrfach überarbeitete und in ihrem Ausmaß etwas abschwächte. Die jüngste Version des Dekrets wurde im vergangenen Juni vom Obersten Gericht bestätigt. Sie sieht drastische Einreisebeschränkungen für Staatsbürger aus dem Iran, Jemen, Libyen, Somalia und Syrien vor.

Mehr Nachrichten im Tech-Report der DWN.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Nvidia-Aktie vor Ausbruch? Chipkonzern will mit neuem Computersystem KI-Dominanz festigen
19.03.2024

Nvidia ist beim Thema Künstliche Intelligenz einer der wichtigsten Player auf dem Weltmarkt. Dank des KI-Hypes befindet sich die...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldrausch: Warum der Goldpreis immer weiter steigt und deutsche Anleger ausgerechnet jetzt verkaufen
19.03.2024

Der Goldpreis eilt von einem Rekordhoch zum nächsten – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo die Zinsen besonders hoch sind....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Institut: „Homeoffice könnte Büroflächenbedarf senken“
19.03.2024

Das Homeoffice senkt in Deutschland den Bedarf an Büroflächen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des ifo-Instituts und des...

DWN
Immobilien
Immobilien Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt
19.03.2024

Stark ansteigende Kreditzinsen und Baukosten haben den Kauf eines Eigenheims für viele in den vergangenen Jahren unerschwinglich gemacht....

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...