Politik

Türkei: Inflation steigt auf knapp 25 Prozent

Lesezeit: 2 min
03.10.2018 13:45
Die Inflation in der Türkei steigt weiter an.
Türkei: Inflation steigt auf knapp 25 Prozent

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Verfall der Landeswährung Lira treibt die Inflationsrate in der Türkei auf den höchsten Stand seit 15 Jahren. Die Verbraucherpreise stiegen im September um 24,52 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Mittwoch mitteilte. Allein von August auf September erhöhten sich die Lebenshaltungskosten um 6,3 Prozent und damit viel stärker als von Ökonomen vorausgesagt. Finanzminister Berat Albayrak kündigte Maßnahmen gegen den Preisauftrieb an, die kommende Woche vorgestellt werden sollen. Das Schlimmste liege aber bereits hinter der Türkei. Im vierten Quartal werde die Teuerungsrate wieder sinken.

Die türkische Währung hat seit Jahresbeginn rund 40 Prozent zum Dollar verloren. Die Türkei ist wie viele Schwellenländer vom Anstieg des US-Dollar im Zuge der Zins-Erhöhung der Fed betroffen. Außerdem werden an den Börsen seit dem Sommer immer wieder spekulative Attacken gefahren. Unter Druck die das Land auch, weil die Türkei und die USA Sanktionen gegeneinander verhängt haben.

Zudem wird die Krisenpolitik von Präsident Recep Tayyip Erdogan von Investoren als unzureichend kritisiert. Durch den Absturz der Währung werden Importe deutlich teurer. Im Kampf gegen Lira-Verfall und ausufernde Inflation hob die Zentralbank ihren Leitzins im September um 6,25 Punkte auf 24 Prozent an. Damit soll bei Investoren auch Vertrauen zurückgewonnen werden, weil wegen Erdogans massiver Kritik an der Geldpolitik Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank aufgekommen sind.

Einige Experten sehen die Währungshüter angesichts der hohen Inflation erneut am Drücker. "Die Zentralbank wird darauf reagieren müssen", sagte Ökonom Inan Demir vom Broker Nomura. "Sie wird bei ihrem nächsten Treffen erhöhen müssen." Andere Fachleute sind zurückhaltender. "Angesichts des Ausmaßes der Zinserhöhung vom letzten Monat und des anhaltenden Drucks von Präsident Erdogan denken wir, dass die Geldpolitik eingefroren wird", sagte Jason Tuvey von Capital Economics. Erdogan hat sich immer wieder gegen höhere Zinsen ausgesprochen und sich selbst als "Zinsfeind" bezeichnet.

Erdogan will die Teuerung mit anderen Mitteln eindämmen. "Ich rufe meine Leute auf: Wenn es auf Märkten oder anderswo ungewöhnliche Preisunterschiede gibt, melden Sie diese sofort der Gemeinde", sagte Erdogan dam Dienstag vor Abgeordneten seiner AKP. Die Regierung müsse hier Razzien durchführen und "tun, was notwendig ist".

Mit der Politik des billigen Geldes haben Erdogan und seine Regierung in den vergangenen Jahren Brücken, Kraftwerke und Krankenhäuser bauen lassen, wodurch sich das Leben vieler einkommensschwacher Türken verbessert hat. Experten kritisieren aber, dass sich in den Boomjahren zu sehr auf den Konsum konzentriert wurde und wenig auf Produktivität. Statt in Einkaufszentren hätte mehr in Fabriken und Bildung investiert werden sollen.

Die Preise für Nahrungsmittel und Getränke, die für die türkische Inflationsentwicklung entscheidend sind, stiegen innerhalb eines Monats um 6,4 Prozent. Möbel und Haushaltsgeräte verbuchten mit 11,41 Prozent die höchste Teuerung, gefolgt von Verkehrsausgaben mit 9,15 Prozent.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...