Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor einem beschleunigten Abschwung der Weltwirtschaft. Er befürchte, dass sich das Wachstum schneller als erwartet verlangsamen werde, sagte IWF-Vizechef David Lipton am Mittwoch am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos zu Reuters-TV.
Dabei verwies er auf erschwerte Finanzbedingungen und die globalen Handelskonflikte. Zugleich warnte er, dass die meisten Länder gegen eine Konjunkturschwäche weniger gewappnet seien als vor zehn Jahren. In den vergangenen Monaten hatten sich die Anzeichen für eine deutliche Wachstumsverlangsamung in der Weltwirtschaft vermehrt.
Der IWF hatte angesichts zahlreicher Risiken wie dem Brexit, den von den USA angefachten Handelsstreitigkeiten und den jüngsten Börsenturbulenzen am Montag die Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft gesenkt. Eine globale Rezession stehe nicht bevor, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde. Aber das Risiko eines stärkeren Rückgangs sei gestiegen.
Ein Warnsignal sind die erwarteten Firmenpleiten in diesem Jahr. Ihre Zahl dürfte um sechs Prozent und damit bereits das dritte Jahr in Folge steigen, sagte der Kreditversicherer Euler Hermes in seiner neuesten Insolvenzstudie voraus. In zwei von drei Ländern sei mit einer Zunahme zu rechnen. "Das zeigt: Die fetten Jahre sind vorbei, die weltweite Konjunktur schwächelt", erklärte der Chefvolkswirt der Allianz-Tochter, Ludovic Subran. "Viele Länder wachsen langsamer als es notwendig wäre, um die Insolvenzen stabil zu halten." Die rote Laterne dürfte erneut an China gehen: Dort erwarten die Experten im laufenden Jahr eine weitere Pleitewelle und einen Anstieg um 20 Prozent.
Die Regierung in Peking will mit höheren Staatsausgaben die Wirtschaft ankurbeln, die unter dem Handelsstreit mit den USA leidet. Die Ausgaben sollen im laufenden Jahr "angemessen" erhöht werden, wie ein Vertreter des Finanzministeriums ankündigte. Insidern zufolge könnte das Haushaltsdefizit von 2,6 Prozent im vergangenen Jahr leicht steigen, soll aber unter der Drei-Prozent-Marke bleiben. Auch sollen insbesondere kleine und mittelständische Firmen in den Genuss von Steuererleichterungen kommen. Das Wachstum der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft fiel 2018 mit 6,6 Prozent so gering aus wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Der IWF erwartet für das laufende und das kommende Jahr nur noch 6,2 Prozent.