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Apple lockt Zeitungen mit Abo-Modell

Lesezeit: 2 min
16.02.2019 22:03
Apple verspricht, die Artikel der großen amerikanischen Zeitungen auf dem iPhone anzubieten. Doch dafür will der Technologieriese die Hälfte vom Umsatz für sich behalten.
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Apple treibt Pläne voran, mit denen der Technologie-Riese nach eigenen Angaben die Zeitungsbranche retten will. Das Unternehmen testet, ob das von Netflix und Spotify eingesetzte Abonnementmodell auch für Nachrichten geeignet ist.

Apple bereitet derzeit den Neustart von Texture vor, einer App, die es im März gekauft hat und die vollen Zugriff auf rund 200 Magazine bietet. Die App soll ein Premium-Produkt innerhalb von Apple News werden, das auf dem iPhone vorinstalliert ist.

Eine neue Version könnte bereits im Frühjahr vorgestellt werden, zitiert Bloomberg Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, aber nicht genannt werden wollen. Apple versucht derzeit, Zeitungen wie das Wall Street Journal und die New York Times dafür zu gewinnen, sich dem Projekt anzuschließen.

Im Sommer letzten Jahres wechselte Apple zu einem einzigen Preis für das gesamte Angebot, anstatt für Wochenzeitschriften wie den New Yorker 5 Dollar mehr zu berechnen.

Zudem will das im kalifornischen Cupertino ansässige Unternehmen das Design von Texture verfeinern. Derzeit zeigt die App die Zeitschriften so, wie diese im Druck aussehen. Doch es wird erwartet, dass der neue Ansatz eher wie typische Online-Nachrichtenartikel aussieht.

Startups wie Magzter und Zinio verkaufen bereits unbeschränkten Zugriff auf Magazine für 9,99 Dollar. Doch Apple will das Modell jetzt auf mehr als 1,3 Milliarden Geräten anbieten. Einige große Zeitungen befürchten bereits, Abonnenten an Apples neues Angebot zu verlieren.

Denn mit einem Preis um die 10 Dollar pro Monat wäre Texture günstiger als ein unbegrenztes digitales Abonnement der New York Times (15 Dollar), der Washington Post (10 Dollar) und des Wall Street Journal (39 Dollar).

Laut einem Bericht des Wall Street Journal plant Apple, etwa 50 Prozent des Abonnementumsatzes für sich zu behalten. Zudem wird es wahrscheinlich keine Kundendaten mit den Verlagen teilen.

Doch Kreditkarteninformationen und E-Mail-Adressen sind von entscheidender Bedeutung für Nachrichtenorganisationen, die ihre eigenen Kundendatenbanken aufbauen und ihre Produkte selbst an Leser vermarkten möchten.

Steven Brill, Journalist und Medienunternehmer, glaubt, dass Apple die Zeitungen für das Projekt gewinnen könnte, wenn das Unternehmen deren Paywalls in die App integrieren würde.

Laut Magna ist der Verkauf von Zeitschriftenwerbung im Jahr 2018 voraussichtlich um mehr als 10 Prozent gesunken. Die Probleme der Branche haben bereits zu einer Welle von Umstrukturierungen geführt.

Meredith hat zum Jahresbeginn das Unternehmen Time erworben, um dann dessen renommierteste Magazine wieder zu verkaufen. So wurde Fortune für 150 Millionen Dollar an den thailändischen Geschäftsmann Chatchaval Jiaravanon verkauft, während Marc Benioff, Gründer von Salesforce.com Inc., das Time-Magazin für 190 Millionen Dollar kaufte.

In den letzten Monaten hat sich Apple mit Medienvertretern getroffen, um deren Bedenken auszuräumen. Das Unternehmen argumentiert, dass das Abonnentenwachstum durch Texture genügend Einnahmen generiert, um die Verluste bei den eigenen Abonnementzahlen mehr als auszugleichen.

Apple-Manager verweisen in diesem Zusammenhang auf ihre Erfolge im Musikmarkt. Seit das Unternehmen im Jahr 2014 Beats Music kaufte und im Folgejahr als Basis für Apple Music verwendete, ist der Service auf über 50 Millionen Abonnenten angewachsen.

Die Frage ist nun, ob auch Texture ein derartiges Wachstum erreichen kann. Die App hatte ungefähr 200.000 Abonnenten, als Apple sie im März kaufte. Im Jahr 2015 zahlte der Service mehr als 15 Millionen Dollar an Verlage, die am Umsatz entsprechend der Zeit beteiligt werden, die Leser mit ihren Artikeln verbringen.

Joey Levin, Chief Executive Officer des Online-Medienunternehmens IAC, sagte, die Verlage könnten von einem Netflix- oder Spotify-Modell profitieren, da die Leser und ihre Zahlungsinformationen an einem Ort zusammengefasst sind.

Die Verleger bevorzugen jedoch eine direkte Beziehung zu den Lesern, anstatt sich auf eine Technologieplattform zu verlassen. "Langfristig wird diese Plattform sehr mächtig", sagte Levin, dessen Firma die Website Daily Beast besitzt.


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