Mit einem Konjunkturpaket will die Türkei die schwächelnde Wirtschaft stützen. Unter anderem wolle man die Banken mit Staatskrediten stärken, sagte Finanzminister Berat Albayrak am Mittwoch bei der Vorstellung des Reformprogramms in Istanbul. Staatliche Banken erhielten Darlehen in Höhe von 28 Milliarden Lira (rund 4,4 Milliarden Euro).
Man wolle die Körperschaftssteuer stufenweise senken und wettbewerbsfähiger machen. Hohe Einkommen sollten außerdem "gerechter" besteuert werden. Allerdings sollen die staatlichen Banken im Rahmen des Konjunkturpakets im Fokus der Finanzspritzen stehen. “Unser erster Schritt wird in der Stärkung der staatlichen Banken bestehen. Über staatliche Schuldverschreibungen sollen den Banken 28 Milliarden Lira zufließen”, zitiert die Nachrichtenagentur Anadolu Albayrak.
Nach der Ankündigung Albayraks verlor die Lira zum Dollar erneut an Wert. Am Mittwochmorgen kostete ein Dollar 5,67 Lira. Am Nachmittag fiel die türkische Währung auf 5,71 Lira, berichtet Kamu Bülteni. Auch der Goldpreis erhöhte sich von 237 Lira pro Gramm auf 239 Lira pro Gramm.
Im Sommer 2018 hatte unter anderem ein Zerwürfnis mit den USA zu einer Währungskrise geführt. Inzwischen hat sich die Türkische Lira wieder leicht erholt. Die Inflation bleibt aber weiter hoch und liegt zurzeit bei rund 20 Prozent. Vor allem Lebensmittel werden immer teurer. Seit Ende 2018 steckt die türkische Wirtschaft in der Rezession.
Die wirtschaftliche Lage war auch bestimmendes Thema bei den Kommunalwahlen am 31. März. Die Regierungspartei von Präsident Recep Tayyip Erdoğan wurde landesweit zwar stärkste Kraft, verlor aber in Metropolen an Zuspruch. Experten gehen davon aus, dass die Wähler Erdoğan damit auch für die schlechte wirtschaftliche Lage abstrafen wollten.
IWF: Türkei braucht keine Kredite
Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht nicht davon aus, dass die wirtschaftlich angeschlagene Türkei in naher Zukunft um Unterstützung aus den Hilfstöpfen des Fonds bitten wird. "Wir haben keinen Grund zu der Annahme, dass die Türkei überhaupt darüber nachdenkt, zum IWF zu kommen", sagte die Chefvolkswirtin des Weltwährungsfonds, Gita Gopinath, am Dienstag in Washington.
Die türkische Volkswirtschaft stehe sicherlich unter Stress. Der IWF geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr sinkt. Allerdings werde auch eine Erholung im Jahr 2020 erwartet. Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte mehrmals erklärt, er wolle auf keinen Fall internationale Hilfe des IWF beantragen, so die dpa.
Gegenwärtig werde dort über eine straffere Geldpolitik versucht, Effekte auf den Währungskurs und auf die Inflation abzufedern. Es habe bereits positive Auswirkungen gegeben, etwa bei der Handelsbilanz, sagte Gopinath.