Die Ratingagentur Moody's hat in einem Bericht für ihre Kunden den Einsatz privater Blockchains in Finanzunternehmen untersucht. Der Bericht vom 25. April erklärt, wie Unternehmen die Technologie zu ihrem Vorteil nutzen können, warnt aber auch vor den damit verbundenen Risiken.
Moody's verweist auf die Unterschiede im Hinblick auf die Sicherheit zwischen privaten Blockchains, die von Dienstleistern wie Accenture oder IBM zur Verfügung gestellt werden, und öffentlichen Blockchains wie Bitcoin, die dezentral organisiert sind. Demnach sind die Konsensmechanismen bei privaten Ketten möglicherweise nicht so stark, oder sie fehlen ganz.
"Private/zentralisierte Blockchains sind stärker dem Betrugsrisiko ausgesetzt, da das Design und die Administration des Systems auf eine oder wenige Parteien konzentriert bleiben", heißt es in dem Bericht.
Laut Moody's bringt die Blockchain-Technologie neue Arten von Risiken mit sich. Denn sie ersetze das Vertrauen in den "bekannten anderen", also in andere Menschen oder Institutionen Vermittler, durch das Vertrauen in den "unbekannten anderen", also in Programmiercode oder in Dynamiken, die schwer zu verstehen sind.
Zu den Risiken privater Blockchains gehören laut Moody's die hohe Abhängigkeit von einem anderen Unternehmen, IT- und operationelle Risiken, unangemessene Blockchain-Governance sowie rechtliche und regulatorische Fragen.
Zu den Vorteilen der Technologie gehört dem Bericht zufolge beispielsweise der Einsatz von intelligenten Verträgen (Smart Contracts), welche zum Beispiel die Erstellung und Verwaltung von Wertpapieren rationalisieren können.
Da diese Technologie aber noch nicht ausgereift sei, seien Anwendungen in diesem Bereich vorerst experimentell und beschränkt auf Pilotprojekte mit wenigen Teilnehmern oder mit einer parallelen Verarbeitung mithilfe von konventionellen Technologien.
Ein weiterer vielversprechender Anwendungsfall ist laut Moody's die Kreditvergabe. Das Einstellen von Kreditinformationen auf eine Blockchain zusammen mit den Daten von kreditbesicherten Wertpapieren macht die Kommunikation über das Geschäft einer Bank schneller und einfacher, da die Informationen automatisch aktualisiert und geändert werden.
"Die Verbriefungsblockchain kann sich auf die Daten der Kreditblockchain verlassen, die (automatisierten) Prüfungen und Kontrollen unterliegen", so der Bericht.
Moody's beschreibt auch einige der produktiven Arbeiten, die bereits mithilfe von Blockchain geleistet wurden. So stellt der Bericht fest, dass einige EU-Länder bereits die Arbeit mit Blockchain-Grundbuchämtern begonnen haben. "Ohne Blockchain-basierte Grundbücher bleiben Effizienzgewinne auf der Aktivseite einer hypothekarisch gesicherten Verbriefungstransaktion begrenzt", so der Bericht.
Der Bericht geht auch auf die Möglichkeit ein, intelligente Verträge in Zukunft als rechtsverbindliche Vereinbarungen zu nutzen. Doch nach Ansicht der Autoren ist diese Zukunft noch weit entfernt.
"Ein vollständiger Ersatz von natürlichen Sprachverträgen durch Computercode ist unwahrscheinlich, da die Flexibilität in Bezug auf die Skriptsprache fehlt. Darüber hinaus sollten die Parteien eines Smart Contract über Governance- und Kontrollmechanismen nachdenken, um sicherzustellen, dass Änderungen am ursprünglichen Vertrag zu einem späteren Zeitpunkt ohne größere Schwierigkeiten vorgenommen werden können", schreiben sie.
Moody's überwacht die Blockchain-Technologie bereits seit einigen Jahren. Bereits im Jahr 2016 berichtete das Unternehmen, dass die Regierungen und Unternehmen, die es bewertet hatte, an bis zu 120 verschiedenen Blockchain-bezogenen Projekten arbeiten. Im April letzten Jahres veröffentlichte das Unternehmen einen Bericht, wonach die Technologie der US-Hypothekenindustrie helfen könnte, ihre Kosten um bis zu 1 Milliarde Dollar zu senken.