Finanzen

China beschleunigt den Verkauf von US-Staatsanleihen

Lesezeit: 2 min
20.05.2019 17:23
China hat zuletzt so viele US-Staatsanleihen abgestoßen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Wird diese Strategie beibehalten, könnten die Zinskosten der US-Regierung in die Höhe steigen.
China beschleunigt den Verkauf von US-Staatsanleihen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China hat zuletzt so viele US-Staatsanleihen verkauft wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Noch ist das Land der größte ausländische Gläubiger der US-Regierung. Doch im laufenden Handelsstreit zwischen den beiden Ländern könnte sich dies nun ändern.

China verkaufte im Laufe des Monats März 20,5 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen, wie die am Mittwoch vom US-Finanzministerium veröffentlichten Daten zeigen. Die Daten Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr. Andere große ausländische Inhaber von US-Anleihen waren ebenfalls Nettoverkäufer, darunter Japan und Großbritannien.

Zwar lag der von den Daten abgedeckte Zeitraum noch vor der jüngsten Eskalation in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China, bei der beiden Staaten ihre Einfuhrzölle auf die Waren der Gegenseite erhöhten.

Doch die Bemühungen von US-Präsident Donald Trump, eine Neuordnung in den internationalen Handelsbeziehungen zu erreichen - nicht nur mit China, begannen bereits mit seinem Amtsantritt Anfang 2017.

Nutzt China Verkäufe von US-Staatsanleihen als Waffe im Handelskrieg?

Bis auf einen winzigen Nettozukauf im Februar hat China seit September jeden Monat US-Staatsanleihen verkauft. In den USA befürchtet man, dass die chinesischen Verkäufe die Zinsen auf US-Staatsanleihen in die Höhe treiben, was die Kreditkosten für die US-Regierung erhöhen würde.

"In fast allen meinen Kundengesprächen werde ich gefragt, ob dieses Mittel [Verkauf von US-Staatsanleihen] eingesetzt wird", zitiert die Financial Times Torsten Slok, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. "Die schiere Größe der [chinesischen] Währungsreserven und die Tatsache, dass das überhaupt diskutiert wird, bedeuten, dass der Markt das ernst nehmen sollte."

Andere Investoren und Analysten betrachten es als eine rein theoretische Bedrohung, dass China seine Verkäufe von US-Staatsanleihen als Waffe im Handelskrieg einsetzen könnte. Sie argumentieren, dass der mit einem starken Verkauf einhergehende Wertverlust den Chinesen selbst massive schaden würde.

Denn China hat selbst US-Staatsanleihen im Umfang von 1,12 Billionen Dollar im eigenen Portfolio - so viel wie kein anderer ausländischer Investor. In dieser Hinsicht sitzen die USA und China im selben Boot, dass ein Anstieg der US-Zinsen, was gleichbedeutend ist mit einem Preisrückgang der US-Anleihen im Portfolio, für beide Seiten massive finanzielle Verluste bedeuten würden.

Massive Verkäufe bisher ohne messbare Auswirkungen

Die Größe der chinesischen Bestände an Schuldpapieren der US-Regierung ist Folge des enormen Handelsungleichgewichts mit den USA. Denn mit den Dollars, die China durch seine Exporte in die USA einnimmt, investiert das Land in US-Staatsanleihen.

Das Handelsdefizit der USA gegenüber China betrug im letzten Jahr 419 Milliarden Euro, ein Anstieg um rund 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Handelsdefizit kommt daher, dass die US-Exporte nach China 120 Milliarden Dollar betrugen, während die Importe aus China in die USA bei 540 Milliarden Dollar lagen.

Die starken chinesischen Verkäufe von US-Anleihen im März hatten offenbar kaum einen Einfluss auf den Wechselkurs Yuan/Dollar und auf die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen. Letztere sind nicht gestiegen, sondern sogar leicht auf aktuell 2,39 Prozent (Stand: 20. März) gefallen.

Normalerweise wollen Zentralbanken mit ihren Käufen und Verkäufen von US-Staatsanleihen nicht die Renditen beeinflussen, sondern die Wechselkurse stabilisieren. Doch das scheint bei den aktuellen Käufen der chinesischen Zentralbank nicht der Fall zu sein. "Diesmal ist die Zahl eher überraschend. Es gibt viele offene Fragen", sagt Torsten Slok, Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

Die IKB erklärt die sinkenden Renditen auf US-Anleihen damit, dass Investoren wegen des Handelsstreits eine Abschwächung der Konjunktur in den USA erwarten. Daher könnte eine Eskalation im Handelskrieg auch dem Goldpreis Auftrieb verleihen - und dem Preis von Bitcoin.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Immobilien
Immobilien Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt
19.03.2024

Stark ansteigende Kreditzinsen und Baukosten haben den Kauf eines Eigenheims für viele in den vergangenen Jahren unerschwinglich gemacht....

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeiten ohne Grenzen: Was beim Homeoffice im Ausland zu beachten ist
18.03.2024

Arbeiten über Grenzen hinweg: Ein Trend, der immer beliebter wird - und große Chancen bietet, wenn Sie steuer- und...