Deutschen Anlegern entgehen durch verfehlte Anlage-Strategien im Ausland Billionen von Euro. Das ist das Ergebnis der langfristig anlegten Studie „Exportweltmeister: Die geringen Renditen deutscher Kapital-Exporte“ des renommierten „Instituts für Weltwirtschaft“ (IfW) in Kiel. In der Studie heißt es: „Allein im Jahrzehnt seit der Finanzkrise 2008 hätte Deutschland um zwei bis drei Billionen Euro mehr Vermögen aufbauen können.“ Das entspricht circa 25.000 bis 37.500 Euro pro Einwohner beziehungsweise 60 bis fast 90 Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts von 2018.
Im Vergleich zu anderen Ländern steht die Bundesrepublik schlecht da. „Deutschland ist der größte Kapital-Exporteur weltweit und fährt im internationalen Vergleich nur überschaubare Renditen ein“, so Studienautor Prof. Christoph Trebesch, der am IfW den Bereich ´Internationale Finanzmärkte´ leitet. Beispielsweise bildet die Bundesrepublik das Schlusslicht der G7-Gruppe. Was die Jahre seit 1975 angeht, liegen die Erträge deutscher Auslands-Investitionen circa fünf Prozent unter denen der USA sowie im Schnitt drei Prozent unter denen anderer Staaten Westeuropas.
Da die Studie langfristig angelegt ist, haben die Wissenschaftler noch nicht alle Gründe bestimmt, die für die geringen Renditen verantwortlich sind. Einen wichtigen haben sie jedoch bereits ermittelt: Die konservative Anlege-Strategie der Investoren im Hinblick auf den Aspekt „Geografie“. Deutsche Anleger zeigen nach Meinung der Studien-Autoren viel zu wenig Bereitschaft, in dynamische Schwellen- und Entwicklungsländer zu investieren. Tatsächlich ist der Anteil von mehr als einem Viertel in den 1980er Jahren auf gegenwärtig unter zehn Prozent gefallen. Stark gestiegen ist im gleichen Zeitraum der Anteil der europäischen Länder als Ziel deutscher Auslands-Investitionen. Trebesch: „Es ist essenziell, diesen Trend … umzukehren.“